Zur
Beantwortung Frau BzStR’in Schmiedhofer:
Sehr
geehrte Damen und Herren, lieber Herr Schöne, es freut mich, dass Sie sich
dieses Thema auf die Tagesordnung gewünscht haben, weil es ist in der Tat
eines, was nicht selten in der Anerkennung doch noch vernachlässigt wird.
Zu 1.
Es gilt für
alle Abteilungen, dass die ehrenamtliche Arbeit eine sehr kostbare
gesellschaftliche Ressource ist und sie wird mit großem Respekt behandelt. In
der Praxis haben die ehrenamtlichen Dienste unterstützende Funktionen in den
Dienstleistungen des Bezirksamtes. Der Jugendbereich z. B. setzt im Rahmen der
Sozialorientierung auf die Nutzung von lokalen Unterstützungen, Eigeninitiative
und Aktivierung des Ehrenamts. Einrichtungen, wie das Spielhaus und das Haus
der Familie, können durch die Hilfe ehrenamtlicher Mitarbeit ihre
Angebotspalette deutlich ausweiten. Die Abteilung Bauwesen bezieht Bürgerinnen
und Bürger in Pflege und Grünerhalt ein. In mehreren Projekten wird Interesse
für das ehrenamtliche Engagement geweckt. Herangetragene Wünsche werden auch in
die Arbeit des Amtes integriert, ich nenne einige Beispiele:
Die
Baumspendeaktion Meinekestraße nach dem Sturm 2002, die Kampagne “Hier
kann jeder Bürger Meister werden”, die im Jahr 2004 von Herrn Gröhler
gestartet wurde, aber auch die jährlichen Laubsammelaktionen, die mit großer
Unterstützung seitens der Bürgerinnen und Bürger stattfinden, die Übernahme von
Baumpatenschaften, die Baumscheibenpflege, Spenden für Nachpflanzungen und die
Kooperation mit verschiedenen Bürgerinitiativen, z. B. für den Lietzensee,
Brixplatz, BI Preußenpark usw.
Im Bereich
Weiterbildung ergänzt das ehrenamtliche Engagement das hauptsamtliche, z. B.
die Heimausleihe der Bibliotheken. Die ehrenamtliche Tätigkeit vollzieht sich
auch durch die jeweiligen Freundeskreise der Weiterbildungseinrichtungen in der
bezirklichen Bildungs- und Kulturarbeit, dadurch wird z. B. auch das Profil der VHS ausgeweitet.
In der
Abteilung Bürgerdienste ergänzen und bereichern ehrenamtliche Tätigkeiten auch
die Aufgabenwahrnehmung z. B. bei den ehrenamtlichen Bürgerberaterinnen und
Beratern, auch die Sonderberatung durch die Seniorenvertretung, die
Rechtsberatung und die bezirklichen Schiedsleute, die dort angesiedelt sind,
bestärken und unterstützen das Angebot
dieser Abteilung.
In der
Finanzabteilung ist es maßgeblich der Kulturbereich, in dem Ehrenamtliche ihr
Betätigungsfeld finden, ausgesprochen schade ist es, dass es nicht auch der
Finanzbereich ist, aber das lässt ja die Bürgermeisterin leider nicht zu. So
gibt es dort z. B. die Freundeskreise des Schoelerschlösschens und des
Charlottenburger Tores, die auch die Öffnungszeiten dieser Kultureinrichtung
organisieren. Auch die Zugänglichkeit der Öffentlichkeit zu dem ältesten Haus
unseres Bezirkes in der Schustehrusstraße wird durch Ehrenamtliche ermöglicht und
es gibt auch immer wieder Ehrenamtliche, die in der Kommunalen Galerie, der
Villa Oppenheim oder Museum Charlottenburg-Wilmersdorf für unterschiedliche
Aufgaben zur Verfügung stehen.
In der
Abteilung Soziales gliedert sich die Organisationsstruktur zum einen in die
Bereiche der regionalen Sozialkommissionen, die im wesentlichen persönliche
Besuche vornehmen, bei älteren Menschen, die Hilfe brauchen oder die einen
höheren Geburtstag haben oder z. B. goldene Hochzeit feiern. Dann gibt es die
Sondersozialkommission, die entstanden sind nach dem strukturellen Wandel des
Ehrenamtes, z. B. in der Gartenarbeitsschule, die aber auch Dienste in
Pflegeheimen und in Krankenhäusern vornehmen.
Es gibt
allein 141 Männer und Frauen, die sich in den bezirklichen Seniorenclubs
engagieren. Dem stehen sozusagen vier Hauptamtliche gegenüber, d. h. Sie können
sich vorstellen, dass ohne diese Ehrenamtlichen die Öffnungszeiten und das
Angebot sehr viel geringer wären. Die Begleitung der Arbeit der Ehrenamtlichen
findet immer durch die Hauptamtlichen statt.
Es gibt in
der Abteilung Soziales derzeit 435 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
unterschiedlichen Einsatzfeldern.
Zu 2.
Es gibt
strukturell das Problem der Zweiteilung der ehrenamtlichen Arbeit. Die unter
dem Dach der Abteilung Soziales tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind
in sogenannten Sozialkommissionen (Sokos) organisiert und die haben eine
jahrzehnte alte Tradition, teilweise ehren wir Leute, die dort im fünfzigsten
Jahr tätig sind.
Ich zitiere
aus der AV:
“Der
ehrenamtliche Dienst bei den Bezirksämtern soll den Bürgerinnen und Bürgern
eine ehrenamtliche Beteiligung an sozialen Aufgaben im Rahmen der bezirklichen
Selbstverwaltung ermöglichen, er soll die sozialen Angebote der Bezirksämter
aufrecht erhalten und erweitern.”
Aus dieser
AV leitet sich ab, dass die Menschen, die bei der Abteilung Soziales
angesiedelt sind, eine Aufwandsentschädigung erhalten und dass es für sie
sozusagen ein korrespondierendes Referat bei der Senatsverwaltung für Soziales gibt.
Neben dieser alten Struktur gibt es inzwischen vielfältige andere Formen des
ehrenamtlichen Einsatzes, einige davon habe ich davon in der Beantwortung der
Frage 1 beschrieben. Ihre Arbeit ist genauso wichtig, wie die, die im Rahmen
der Soko-Struktur arbeiten, aber sie können leider seitens des Bezirksamtes
auch keine Aufwandsentschädigung erhalten. Diese Ungerechtigkeit ist seitens
des Bezirksamtes derzeit nicht lösbar. Die neue Struktur der Ehrenämter hat auf
der Senatsebene ihre Ansprechstelle in der Senatskanzlei. Es wurde immerhin der
Ehrenamtspass eingeführt und der Versicherungsschutz, alte Forderung unseres
Bezirksamtes. Für die grundsätzliche Weiterentwicklung gibt es seit Ende 2007
die AG Bürgergesellschaft, ist auch angesiedelt bei der Senatskanzlei, die
stellen dort einen von zwei Bezirksvertretern. Dort soll ein
ressortübergreifendes, grundsätzliches Gesamtkonzept erstellt werden. Davon
werden dann die auch bei uns tätigen Menschen profitieren.
Die
Arbeitsgruppe hat aber erst einmal begonnen, den Bestand zu erheben und sehr
grundsätzliche Überlegungen anzustellen und auf der nächsten Sitzung im April
gibt es dann unter TOP 1 die Senatsagenda zur Engagementpolitik 2009 und unter
TOP 3 die Weiterentwicklung von Bürgeraktiv Berlin zu einem umfassenden
Engagementportal. Wir sind auch sehr gespannt, was dabei auch für uns konkret
herauskommt.
Um
Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirkes für Einsatzgebiete auch außerhalb der
reinen Bezirksamtsstruktur zu motivieren, wurde bereits im Oktober 1998, damals
in Wilmersdorf, die Freiwilligenbörse gegründet. Sie heißt seit der Fusion mit
Charlottenburg Freiwilligen-Agentur. Es ist auch eine Sondersozialkommission,
die die Aufgabe sich selber gestellt hat und das im wesentlichen ehrenamtlich
macht, dass die Anbieter von ehrenamtlicher Arbeit sowohl aus dem Bezirksamt
als auch darüber hinaus mit Leuten zusammenbringt, die daran interessiert sind,
also, sie sind sozusagen eine kleine Nahtstelle, führen regelmäßig sehr
intensive Beratungen durch, haben ungefähr 80 Kooperationspartner und haben
letztes Jahr 50 Leute auch in ehrenamtlicher Arbeit vermittelt.
Das Thema
Weiterentwicklung ehrenamtlicher Arbeit wird auch Thema einer Fachtagung zum
Thema “Alter Morgen, neue kulturelle Altenhilfe” am 04. März sein,
den Termin hatte ich Ihnen schon mitgeteilt.
Und was die
Frage von Herrn Schöne angeht, wer koordiniert, das macht sozusagen praktisch
die Freiwilligen-Agentur mit der Hilfe einer hauptamtlichen Mitarbeiterin und
ich darf den Baustadtrat zitieren, der hat in seiner Zuarbeit geschrieben, dass
die gewährleistete, reibungslose Zusammenarbeit sehr gelobt wird.
Zu 3.
Im Bereich
Soziales wird die Arbeit der Ehrenamtlichen durch die hauptamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in regelmäßigen Einzel- und Gruppengesprächen
intensiv, fachlich und persönlich begleitet und dies gilt im Wesentlichen für
die anderen Abteilungen in ähnlicher Weise, also es ist immer wichtig, dass die
Hauptamtlichen den ehrenamtlich Engagierten auf Augenhöhe entgegentreten, dass
sie die Anregung aufnehmen und dass sie aber auch immer für Fragen zur
Verfügung stehen, also, wenn jetzt Unklarheiten sind, und dass aber auch von
den einzelnen Abteilungen wieder Kampagnen organisiert werden. Das ist z. B. im Bereich Grün, wo immer überlegt
wird, also, was können wir machen, um jetzt noch mehr Bürgerinnen und Bürger
dazu zu bringen, dass sie sich ehrenamtlich betätigen.
Zu 4. und
5.
Das
Bezirksamt ist mit dem jährlich stattfindenden Tag des Ehrenamtes in
Präsentation und Annahme grundsätzlich zufrieden, aber immer aufgeschlossen für
Vorschläge, die zu einer Optimierung beitragen. Wir halten die Form des Marktes
für gut, weil sie ist einerseits übersichtlich, andererseits auch
niedrigschwellig zugänglich. Das Bühnenprogramm gibt die Chance, dass auch
einfach Laufkundschaft dazukommt. Der Monat September hat sich vom Wetter her
als relativ gut geeignet dargestellt.
Die
Weiterentwicklung wird möglicherweise an ihre Grenzen kommen durch ein geringes
Budget, d. h. eigentlich haben wir gar kein Budget, und nur aus der Vermietung
der Einnahme von den Ständen werden die Kosten bezahlt, die anfallen, also für
die faktischen Stände, die Bühne, Tische, Stühle, Müllabfuhr usw.
Über den
Veranstaltungsort haben wir uns auch schon oft Gedanken gemacht. Wir sind
letztlich mit dem Karl-August-Platz relativ zufrieden. In Frage käme z. B. die
Wilmersdorfer Straße. Nicht ganz zufrieden sind wir mit der Erreichbarkeit der
Bevölkerung über Werbemaßnahmen und Pressearbeit. Viele Menschen sagen, dass
sie letztlich doch nicht erreicht worden sind, also d. h. wir sind auch drauf
angewiesen, dass im Rahmen der Fachöffentlichkeit selber dafür geworben wird.
Wir legen auf die Anerkennung und auf die Aufwertung des bürgerschaftlichen
Engagements ganz großen Wert. Sie findet im Prinzip auf zwei Ebenen statt, das
eine ist die Anerkennung, die einfach auch darüber gegeben wird, dass mit den
ehrenamtlich Engagierten auf Augenhöhe kommuniziert wird. Sie werden z. B. in
den Seniorenfreizeitstätten voll in die Angebotserstellung und die
Programmabläufe einbezogen, also es ist klar, dass ihnen hier nicht irgendetwas
zugeteilt wird, sondern das sie auch dabei sind, die Entscheidungen zu treffen.
Das andere sind die Preise, die auch auf vielfältigen Ebnen sozusagen exemplarisch
zeigen sollen, diese Arbeit ist uns wichtig, das wir sie öffentlich
herausstellen, da gibt es zum einen den Ehrenamtspreis. Es gibt die
Erwin-Barth-Medaille für den Grünbereich, die Jugendabteilung würdigt die
Arbeit der Pflegefamilien und es gibt von unserem Bezirk ja auch die
Bürgermedaille, die ehrenamtliches Engagement würdigt, was über Jahre oder über
Jahrzehnte stattgefunden hat. Mit dieser Form der Würdigung sind wir zufrieden.
Nicht zufrieden sind wir mit der Würdigung, auch im Rahmen der Erstattung des
geleisteten Aufwandes, also auch des finanziellen Aufwandes. Selbst diejenigen,
die eine Aufwandsentschädigung erhalten, bekommen dafür seit Jahr und Tag 26,--
Euro. Das ist oft nicht kostendeckend, wenn es alleine um die BVG-Kosten geht,
z. B. die Abschaffung der 2-Std.-Fahrmöglichkeiten hat viele Ehrenamtliche echt
vor Probleme gestellt, weil die gesagt haben, jetzt verteuert sich ja der
Einsatz, weil wir zwei Fahrscheine lösen müssen. Wir haben diese Forderungen,
dass es eine höhere finanzielle Aufwandsentschädigung gibt, auch für breitere
Kreise häufig gestellt, aber aus finanziellen Gründe daher bisher nicht zum
Ziel gekommen.