#erkenneRassismus Teil 5: Strategien gegen rassistische Aussagen

Im abschließenden Teil unserer Reihe #erkenneRassismus stellen wir Möglichkeiten der Rektion auf rassistische Aussagen vor.

Strichzeichnung: eine Person schreit eine andere Person an.

1. Rassismus benennen

Rassismus verletzt. Das sollte man deutlich machen. Wenn eine Aussage oder Verhaltensweise als diskriminierend empfunden wird, nicht einfach ignorieren, sondern Position beziehen und Grenzen setzen. Dafür reichen oft wenige Worte: „Das ist nicht lustig, sondern rassistisch!“ Oder: „Das ist ungerecht und rassistisch.“ Die direkt betroffene Person ist oft nicht in der Lage, zu kontern. Umso wichtiger ist es, dass z. B. Umstehende nicht wegsehen, sondern Haltung gegen Rassismus zeigen. Und wenn die Aussage gar nicht rassistisch gemeint war? Dann ist es umso besser, wenn deutlich wird, wie sie ankommt.

2. Cool bleiben

Niemand soll sich selbst in Gefahr begeben. Deshalb immer erst klären, ob man sich in Gefahr bringen könnte und ob man in der Situation reagieren möchte. Wenn ja, dann gilt: „Cool bleiben“. Nicht provozieren lassen, aber Grenzen aufzeigen. Kommunikationstrainerin Fatma Erol-Kılıç empfiehlt beispielsweise, auf dumme Sprüche mit „flacher Sprache“ zu reagieren. Keine langen Reden halten, lieber mit einem Satz kontern wie: „Immer das Gleiche – langweilig.“ Dann läuft der verbale Angriff ins Leere. Je nach Vorfall sollte man überlegen, ob es damit erledigt ist. Es kann auch eine Beschwerde, etwa bei Vorgesetzten, oder eine Strafanzeige bei der Polizei angebracht sein.

3. Gegenfragen stellen

Rassistische Aussagen werden oft mit diffusen Zahlenangaben, Halbwahrheiten oder Pseudo-Erkenntnissen untermauert. In solchen Fällen: nachhaken und Gegenfragen stellen. Zum Beispiel: „Wie kommst du darauf?“ „Welche Belege hast du für diese Behauptung?“ „Auf welche Quellen stützt du dich?“ Klar ist: Wer selbst gut informiert und auf dem Laufenden ist, kann leichter Widersprüche aufzeigen und Falschinformationen entlarven.

4. Differenzierung einfordern

Häufig wird in Diskussionen pauschalisiert. Begriffe wie „der Islam“ werden undifferenziert gebraucht, und niemand fragt, was „der Islam“ eigentlich sein soll. Oder es ist von „die“ und „wir“ die Rede. Immer wieder werden auch Behauptungen über „alle“ Angehörigen einer ethnischen oder sozialen Gruppe oder sogar über Menschen von einem ganzen Kontinent wie Afrika oder Asien aufgestellt, verknüpft mit vermeintlichen Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Traditionen. Dagegen hilft: Differenzierungen einfordern bzw. Unterschiede und Vielfalt deutlich machen.

5. Kurs halten

In rassistischen Diskursen fällt immer wieder ein Argumentationsmuster auf, bekannt als „Whataboutism“. Typischerweise läuft das so ab: Eine rassistische Aussage trifft auf Widerspruch. Darauf folgt aber keine echte Antwort, sondern ein Ablenkungsmanöver. Es wird auf ein anderes vermeintliches Fehlverhalten oder auf einen anderen angeblichen Missstand verwiesen. Also: „What about…?“ auf Deutsch: „Und was ist mit…?“ Da hilft nur: Nicht ablenken lassen. „Whataboutism“ benennen und am Thema dranbleiben.

6. Gefühle bedenken

Fakten sind nicht alles. Niemand handelt frei von Emotionen. Beim Thema Rassismus spielen Ängste und Vorannahmen von Menschen eine große Rolle. Zahlen oder Studien allein bewirken dann wenig. Es kann hilfreich sein, sich das vor Augen zu führen, etwa, wenn Rassismus im Familien- und Freundeskreis ein Thema ist. Einerseits kann es besonders schmerzhaft sein, wenn Personen, die einem nahestehen, rassistische Bemerkungen machen. Anderseits besteht im privaten Umfeld aufgrund des persönlichen Bezugs eher die Chance, einen echten Austausch zu eröffnen.

7. Positiven Rassismus benennen

Manche Komplimente kommen nicht gut an. Im Gegenteil: „Du sprichst aber gut Deutsch“, mag für Touristen auf Deutschlandtour ein Lob sein. Für Menschen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, die hier Schulen und vielleicht Universitäten besucht haben, klingt so ein Satz wie Hohn. Denn es schwingt eine rassistische Annahme mit: Wer so aussieht, ist eigentlich kein Deutscher, keine Deutsche. Dr. Beyhan Şentürk, Diversity-Consultant, rät in solchen Fällen so zu kontern: „Danke, gleichfalls!“ Das stelle die Augenhöhe wieder her. Wer möchte, kann Erklärungen hinzufügen, warum positive Vorurteile auch nur Vorurteile sind. Und den bekannten Spruch zitieren: „Was ist das Gegenteil von gut? Gut gemeint.“

8. Verbündete finden

Rassismus grenzt Menschen aus. Die Gegenstrategie heißt: Zusammenhalt und solidarisch Handeln. Es kann für Betroffene eine gute Strategie sein, Umstehende bei einem rassistischen Vorfall einzubeziehen, um Unterstützung zu erhalten. Z. B.: „Findet Ihr es in Ordnung, wenn hier so diskutiert wird?“ Oder sich mit Menschen zusammen zu tun, die in einer ähnlichen Situation sind – etwa als Eltern in der Schule, im Job oder Verein. In vielen Fällen ist es für Betroffene auch ratsam, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Infos dazu gibt es zum Beispiel bei der Berliner Landesantidiskrimierungsstelle.

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