#erkenneRassismus Teil 1: Was ist anti-asiatischer Rassismus?

Mit Beginn der Corona-Pandemie hat anti-asiatischer Rassismus stark zugenommen. Betroffene wehrten sich dagegen und lenkten so die Aufmerksamkeit auf negative Zuschreibungen, Vorurteile und Diskriminierung. Worauf geht diese Diskriminierungsform tatsächlich zurück und womit geht sie einher? Mit diesen Fragen beginnen wir die Fortsetzung unserer Reihe #erkenneRassismus.

Profil eines menschlichen Kopfes mit einem Puzzleteil und einem Corona-Virus

Anti-asiatischer Rassismus geht einher mit Klischees, Stereotypen und Zuschreibungen im Zusammenhang mit einer angeblichen „asiatischen Kultur“ oder angeblich „typisch asiatischen Eigenschaften“. Er hat viele Formen: Vorbehalte, Mutmaßungen, Diskriminierung und offene Gewalt.
Er betrifft Menschen aus süd-, südost- und ostasiatischen Ländern – ebenso wie Menschen, bei denen aufgrund ihres Aussehens eine asiatische Herkunft nur angenommen wird.1

Anti-asiatischer Rassismus durch die Corona-Pandemie

Asiatisch gelesene Menschen berichten seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmend von Ausgrenzungen und rassistischen Angriffen mit Bezug darauf, dass die Pandemie ihren Ausgangspunkt in China hatte. Personen werden beschuldigt, das Virus zu verbreiten. Sie berichten, dass sie auf der Straße rassistisch beleidigt, gemieden oder in Arztpraxen abgewiesen werden.2

Haltung zur Aussage „Die Asiaten sind für die rasante Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland verantwortlich: 3

Kuchengrafik: 84,8% stimmen der folgenden Aussage nicht zu: „Die Asiaten sind für die rasante Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland verantwortlich“ / 15,2% stimmen zu
Ausweis

Anti-asiatischer Rassismus reicht weit zurück

Anti-asiatischer Rassismus ist viel älter als die Corona-Pandemie. Seit dem 13. Jahrhundert werden in Europa Erzählungen verbreitet, die bis heute nachwirken. Asiat:innen werden darin als „anders“, „exotisch“ und/oder „gefährlich“ beschrieben. Dabei wird ein Unterschied zwischen „denen“ und der eigenen sozialen Gruppe konstruiert – verknüpft mit (Ab)Wertungen. In der deutschen Geschichte gibt es viele Beispiele für anti-asiatische Einstellungen. So sprachen sich im Deutschen Reich zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts viele Menschen öffentlich gegen die Einwanderung von Menschen aus China aus, weil diese eine „Chinesenpest“ einschleppen würden. In der jüngeren Geschichte Deutschlands sind die rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda 1991 und Rostock-Lichtenhagen 1992 in das kollektive Gedächtnis asiatischer Deutscher eingegangen, so die Wissenschaftler:innen Kimiko Suda, Sabrina J. Mayer und Christoph Nguyen. Wohngebäude, in denen Vietnames:innen lebten, wurden vor den Augen applaudierender Zuschauer:innen von gewalttätigen Rechtsradikalen angegriffen.4

Ananas

Exotisierung und Yellow Fever

Rassistische Klischees über Asiat:innen sind weit verbreitet und werden auch von Medien reproduziert. So werden asiatisch gelesene Frauen sexualisiert, exotisiert und bevormundet, Männer hingegen als nicht begehrenswert und feminin dargestellt. Diese Zuschreibungen sind auch unter dem Begriff „Yellow Fever” bekannt. Süd-, südost- und ostasiatische Frauen werden beispielsweise häufiger als unterwürfig oder gefährlich-verführerisch beschrieben, was sie für sexualisierte Gewalt besonders gefährdet.5

Zertifikat/Auszeichnung

Model Minority

Asiatisch gelesene Menschen erfahren in Deutschland sowohl „positiven” als auch negativen Rassismus. Ihnen wird auf der einen Seite ein oftmals „fleißiger”, „fügiger” oder „ruhiger” Charakter zugesprochen, auf der anderen Seite werden sie aber auch als sogenannte „Vorzeigemigrant:innen” beschrieben. So wird ihnen von der Gesellschaft ein Leistungsdruck auferlegt, besser als andere Migrant:innen sein zu müssen. Gleichzeitig werden sie aber auch als „die Asiaten” dargestellt, von denen eine Gefahr für die Mehrheitsgesellschaft ausgehe.6

Weiterführende Informationen

1, 4, 5, 6: Antiasiatischer Rassismus in Deutschland. Kimiko Suda, Sabrina J. Mayer, Christoph Nguyen, Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de (2020)
2, 3: Anti-asiatischer Rassismus in der Corona-Zeit, Mediendienst Integration (2021)

#ERKENNERASSISMUS