Neue Strategie für Geldanlagen des Landes Nachhaltiger Aktienindex für Berlin: Kooperation von oekom research AG und Solactive AG im Wettbewerb vorn

Pressemitteilung Nr. 16-024 vom 08.11.2016

Die oekom research AG und die Solactive AG werden gemeinsam für das Land Berlin einen an Nachhaltigkeitskriterien orientierten Aktienindex für Geldanlagen aus der Versorgungsrücklage des Landes entwickeln und betreuen. Die Kooperationsbewerbung der beiden Unternehmen hat sich im Wettbewerb um den Auftrag für die Entwicklung dieses Index durchgesetzt.

Dazu erklärte Finanzsenator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen: „Wir haben auf unsere Ausschreibung hin eine Vielzahl sehr guter Bewerbungen erhalten. Das zeigt, dass Nachhaltigkeit auch für die Finanzbranche ein zunehmend interessantes Thema wird. Ich bin überzeugt, dass das Land mit seiner Auswahlentscheidung starke Kooperationspartner gefunden hat und neue Maßstäbe setzen kann, wenn es um an Nachhaltigkeit orientierte Anlagestrategien für öffentliche Gelder geht.“

Bei den für das Land Berlin anzulegenden Mitteln handelt es sich um Geld aus dem Sondervermögen „Versorgungsrücklage des Landes Berlin“, das aktuell insgesamt über rund 823 Millionen Euro verfügt. Nach den gegenwärtig noch geltenden Anlagerichtlinien können bis zu 15 Prozent der Mittel in Aktien angelegt werden. Es gibt Überlegungen, diesen Anteil perspektivisch auf bis zu 25 Prozent zu erhöhen.

Bisher investiert das Land im Aktiensegment ausschließlich in voll replizierende börsengehandelte Indexfonds (ETFs – Exchange Traded Funds), die den DAX 30 bzw. den EURO STOXX 50 nachbilden.

Ein Ziel des Divestment-Ansatzes ist es, bei der künftigen Aktienanlage Unternehmen auszuschließen, deren Geschäftsmodell dem Ziel der Klimaneutralität widerspricht. Dieser in den seit etwa eineinhalb Jahren laufenden Vorarbeiten der Senatsverwaltung für Finanzen berücksichtigte Ansatz entspricht auch der Empfehlung der Enquete-Kommission „Neue Energie für Berlin – Zukunft der energiewirtschaftlichen Strukturen“. Das Konzept der Senatsverwaltung für Finanzen geht über eine reine „Fossil free“-Strategie hinaus: Um zu verhindern, dass Geld von Unternehmen mit einem auf die Gewinnung fossiler Brennstoffe bzw. auf Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen ausgerichteten Geschäftsmodell umgelenkt wird auf Unternehmen, die Atomenergie erzeugen, wurde auch dieses Geschäftsmodell von der Anlage ausgeschlossen. Darüber hinaus finden weitere Kriterien Berücksichtigung: So werden Unternehmen, die Kriegswaffen entwickeln, herstellen oder vertreiben, bei der Anlage ebenfalls ausgeschlossen. Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Orientierung der Unternehmen an den Prinzipien des UN Global Compact, eines weltweiten Pakts für eine sozialere und ökologischere Gestaltung der Globalisierung, und deren Einhaltung in der unternehmerischen Praxis.

Zu den zentralen Anforderungen an den Index zählen neben dem verlässlichen Ausschluss von Unternehmen, die in den genannten Geschäftsfeldern tätig sind, auch die Einbeziehung der sogenannten ESG-Kriterien („Environmental Social Governance“). Weitere Faktoren sind die technische Handelbarkeit der im Index enthaltenen Aktien sowie die Qualität und der Umfang des vorgesehenen Indexberichts zur CO2-Reduktion des vorgeschlagenen Portfolios im Vergleich zu einem noch zu definierenden Benchmark.

Verwaltet wird die Versorgungsrücklage des Landes Berlin weiterhin durch die Deutsche Bundesbank. Die Bundesbank bietet Berlin im Rahmen eines passiven Portfoliomanagements den Service, diesen nachhaltigen Aktienindex physisch nachzubilden, indem sie die im Index enthaltenen Aktien entsprechend ihrer jeweiligen Indexgewichte erwirbt.

Dieses Angebot der Bundesbank steht auch den anderen Ländern offen, die mit dem Erwerb einer Lizenz für den für Berlin konstruierten Index diesen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Divestment gehen können.

Bei der Beurteilung der eingereichten Angebote standen neben dem Preis, der Vertragsgestaltung sowie der Performance und Volatilität des zu entwickelnden Index der Erfüllungsgrad der Anforderungen aus der Leistungsbeschreibung im Mittelpunkt.

Nach gründlicher Prüfung und Bewertung der Angebote anhand dieser Kriterien erhielt die Kooperation von oekom research AG und Solactive AG die beste Bewertung unter den in der Schlussrunde vertretenen Bewerbern.

Robert Haßler, CEO oekom research AG: „Wir freuen uns sehr, das Land Berlin mit unserem Nachhaltigkeits-Research und unseren Daten zu unternehmensbezogenen Klimarisiken unterstützen zu können. Unsere Erfahrung als Divestment-Partner von kommunalen Klimapionieren wie Münster oder Stuttgart sowie die langjährige Zusammenarbeit mit Solactive bei Nachhaltigkeitsindizes werden hier von großem Vorteil sein.“

Steffen Scheuble, Vorstand und Gründer der Solactive AG, erklärte: „Als Indexanbieter sehen wir aktuell eine sehr hohe Nachfrage nach Nachhaltigkeits-Indizes – schließlich zeigt eine Vielzahl von Studien, dass Unternehmen, die nicht nachhaltig wirtschaften, Performance-Abschläge in der Aktienkursentwicklung aufweisen. Wir sind daher sehr stolz, den Zuschlag für unseren gemeinsam mit oekom research entwickelten Nachhaltigkeits-Index erhalten zu haben und das Land Berlin damit unterstützen zu können. Bei der Erstellung des Konzeptes haben wir sehr viel Wert darauf gelegt, eine gute Mischung aus Nachhaltigkeitskriterien und Handelbarkeit der zugrunde liegenden Aktien zu finden.“

Pressekontakte:

Senatsverwaltung für Finanzen Berlin
Pressesprecherin Eva Henkel
Telefon: +49 30 90 20-41 74
E-Mail: eva.henkel@senfin.berlin.de
Internet: www.senfin.berlin.de

oekom research AG
Dieter Niewierra, Director Communications
Telefon: +49 89 54 41 84-57
E-Mail: niewierra@oekom-research.com
Internet: www.oekom-research.com

Solactive AG
Steffen Scheuble, CEO Telefon: +49 69 71 91 60- 20
E-Mail: Scheuble@solactive.com
Internet: www.solactive.com/de/