Sei es im Zusammenhang mit politischen Ideologien, religiösem Fanatismus oder durch gezielte Manipulation der Verschwörungsindustrie: Gewaltbereitschaft kann auf ganz unterschiedlichen Nährböden wachsen. Die einen werden Querdenkende oder Rechtsextreme, die anderen Islamist:innen. Was radikalisiert diese Menschen? Und gibt es Parallelen? Eine vierteilige Dokumentation aus der WDR-5-Reihe Tiefenblick geht diesem Phänomen auf den Grund.
Der Journalist Alexander Roth erhält regelmäßig Morddrohungen, seit er zu der Szene der „Querdenker“ recherchiert. Nicht nur am rechten Rand steigen immer mehr Menschen aus dem gesellschaftlichen Mainstream aus und gruppieren sich um radikales Gedankengut hin zu eigenen Universen. Viele von ihnen sind gewaltbereit. Das Erstarken und die immer größere Vielfalt radikaler und extremistischer Gruppen sind nicht auf Deutschland oder Europa beschränkt: Saed Hussein zum Beispiel hat sich der islamistischen somalischen Terrorgruppe „al Shabaab“ angeschlossen. Gibt es ähnliche Ursachen für die Radikalisierung, über alle Unterschiede hinweg? Was radikalisiert Menschen? Und vor allem: Wie ließe sich die gewaltbereite Radikalisierung verhindern?
Folge 1: Der Einstieg
Während Felix B. in der rechtsextremen Szene aktiv war, empfand er sich als Freiheitskämpfer und Held. Im Rückblick sieht er sich als „Trottel“, wie er sagt. Ähnlich befremdet schauen viele Aussteiger:innen aus dem religiös fundierten Extremismus auf sich selbst zurück. Aber sie erkennen auch: Zu einer gewissen Zeit war der Extremismus für sie ungemein attraktiv. Viele nahmen die Gewaltbereitschaft „ihrer“ Gruppe in Kauf oder übten sie sogar aus. Warum radikalisieren sich Menschen, was lockt sie in extremistische Gruppen? Und welche Rolle spielt dabei das Internet?
Folge 2: Radikale Bewegungen
Es scheint, als nähme die Zahl extremistischer und bewaffneter Gruppen zu, bei uns in Deutschland und auf der ganzen Welt. Aber stimmt das überhaupt? Wer hat die Deutungshoheit darüber, was eine Freiheitsbewegung ist und was eine Terrorgruppe? Warum entstehen weltweit überhaupt gewaltbereite Gruppen, und welche Rolle spielt dabei der politische oder wirtschaftliche Rahmen? In jedem Fall ist eine überzeugende „Geschichte“ wichtig. Wie aber entstehen solche Narrative?
Folge 3: Der Ausstieg
Wer eine extremistische Gruppe verlassen will weiß, dass er damit seine neue „Familie“ verliert, und seine Identität. Womöglich kommt die Angst vor der Rache am vermeintlichen Verräter oder der Verräterin dazu. Die Ideologie hinter sich zu lassen, sei dagegen das kleinere Problem, sagt der ehemalige Rechtsextremist Philip S. Aussteiger, Jugendsozialarbeiter, ein Imam und eine Mitarbeiterin des BKA erzählen, was beim Ausstieg helfen kann.
Folge 4: Extremismus verhindern?
Extremismus wird es in einer demokratischen Gesellschaft immer geben, sagt der Jugendsozialarbeiter Thomas Mücke. Er hat langjährige Erfahrung mit Gewalttätern, Gewaltopfern und in der Extremismus-Prävention. Mücke fordert deshalb eine Verstetigung der Prävention. Was kann und muss eine Gesellschaft tun, um Extremismus und politisch motivierte Gewalt zu verhindern?