Zeitzeugen, die den Holocaust überlebt haben, gibt es kaum noch. Wenn überhaupt, sind es die Nachgeborenen der von den Nationalsozialist:innen verfolgten Familien, die über das Schicksal ihrer ausgegrenzten, verfolgten oder ermordeten Verwandten berichten könn(t)en. Doch da ist die Mauer des Schweigens, die bei Fragen an die Überlebenden der Verfolgung durchbrochen werden muss.
Dr. Ilona Zeuch-Wiese, 1946 geboren, hat sich noch zu Lebzeiten ihrer jüdischen Großmutter und ihrer „halbjüdischen“ Mutter auf den mühsamen Weg gemacht, ihre große jüdische Familie zu finden. Oft sind die Spuren kaum sichtbar, denen sie nachgeht, bis sie schließlich alle Familienmitglieder und deren Schicksale aufgespürt hat. Besonders das ihrer Urgroßmutter Bertha Markus. In Archiven findet sie Belege für den bürokratischen Ablauf von Berthas letzten sieben Tagen vor ihrer Deportation am 8. September 1942 nach Theresienstadt, wo sie kurz vor ihrem 80. Geburtstag am 9. Januar 1943 an Hunger stirbt.
Die Spurensuche nach der Familie ist für Ilona Zeuch-Wiese zugleich eine Suche nach den Spuren, die das Schicksal ihrer Familie auch bei ihr hinterlassen hat und bis heute in ihr weiterleben.