4. Teil der Veranstaltungsreihe »Geschichte inklusiv: Auf der Suche nach einer demokratischen Geschichtskultur. Theorien – Kategorien – Konzepte – Praxis«
Die Debatte um die Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Vergangenheit ist nicht so neu, wie sie heute manchmal erscheint. Vielmehr gehörte die Frage nach den Verstrickungen zum Prozess der Entkolonialisierung selbst und wurde spätestens ab Mitte der 1960er Jahre auch in den ehemaligen Zentren des Kolonialismus geführt. Erklärungsbedürftig ist folglich nicht (nur), warum die Debatte heute geführt wird, sondern auch, wie es gelang eine doppelte Verdrängungsleistung zu vollziehen: Die Verdrängung der Kolonialgeschichte und die Verdrängung der Bemühung um deren Aufarbeitung. Nach dem einführenden Vortrag von Andreas Eckert werden verschiedene Handlungsfelder in den Blick genommen. Andrea Ries ist im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) aktiv und hat dort eine AG Kolonialismuskritik mitgegründet, die sich mit den kolonialen Bezügen der internationalen Pfadfinder:innenbewegung und deutschen Jugendbewegung auseinandersetzt. Der BdP ist der drittgrößte Pfadfinder:innenbund in Deutschland und arbeitet interkonfessionell und koedukativ. Diskutant:innen:- Prof. Dr. Andreas Eckert, Humboldt-Universität zu Berlin
- Andrea Ries, Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V.
- Marianne Ballé Moudoumbou, Pawlo (Pan-African Women’s Liberation Organization), Aktivistin, Moderatorin und Dolmetscherin
Moderation: Manuela Bauche, Freie Universität Berlin
Über die Veranstaltungsreihe
Wie gegenwärtig Geschichte ist, zeigt sich immer wieder in hitzigen Diskussionen, wenn es um die Deutung und Bedeutung von Geschichte(n) geht. Dabei wird die Sichtbarmachung vielfältiger Geschichten von immer mehr Seiten eingefordert. Diese Forderungen gehen einher mit der Abkehr von einer Geschichtskultur, die als sinnstiftendes Element eine gemeinsame Geschichte betont, dabei aber viele Perspektiven ausgrenzt oder unsichtbar macht. Für die historische Bildung ergeben sich daraus wichtige Fragen:- Welche Geschichten sollen erzählt werden, wenn der Platz im Museum oder die Zeit im Geschichtsunterricht begrenzt ist?
- Wie können die Schnittmengen, Widersprüche und Konkurrenzen von Geschichten miteinander in Beziehung gesetzt werden?
- Wie können Orte und Prozesse der Geschichtsvermittlung inklusiv und partizipativ gestaltet werden?
Diesen Fragen geht unsere Veranstaltungsreihe nach. An sieben Terminen wird beispielhaft diskutiert, wie es gelingen kann, historische Bildung pluralistisch, inklusiv und partizipativ zu gestalten. Es diskutieren Ausstellungsmacher:innen, Aktivist:innen, Geschichtslehrer:innen, außerschulische Bildner:innen und Wissenschaftler:innen miteinander und übereinander. Alle Teilnehmer:innen sind herzlich dazu eingeladen, ihre Fragen und Kommentare einzubringen.