7. Teil der Veranstaltungsreihe »Politische Bildung und soziale Ungleichheit«
In der öffentlichen Debatte wird oft ein Zerrbild von „den“ politisch desinteressierten, formal gering gebildeten und politisch rechts orientierten Berufsschüler:innen gezeichnet. Dieses Narrativ trägt dazu bei, Lernende an berufsbildenden Schulen gesellschaftlich zu stigmatisieren. Die Datenlage, wenn auch rudimentär, ist deutlich differenzierter. Berufsbildende Schulen weisen eine stark heterogene Schüler:innenschaft auf. Das gilt auch mit Blick auf das politische Wissen, Orientierungen und Einstellungen. Dennoch, Schüler:innen, die ungleiche politische Bildungschancen haben, sich von der Politik abwenden, an der Demokratie, zweifeln besuchen oft berufsbildenden Schulen. Umso bedenklicher ist die desolate Situation der politischen Bildung an dieser Schulform. Lernende an berufsbildenden Schulen – die institutionalisierten Praktiken bildungspolitischer Diskriminierung greifen auch hier –, erhalten im Vergleich zu denen an Gymnasien deutlich weniger Lernchancen politisch-demokratische Handlungsfähigkeit zu erwerben. Den Impuls zur Diskussion gibt Prof. Dr. Bettina Zurstrassen (Uni Bielefeld) eine Praxisperspektive steuert Birte Darkow (OSZ Gesundheit Berlin) bei.
Über die Veranstaltungsreihe
Politische Bildung hat zum Ziel, Menschen zu unterstützen, zu fördern und zu ermutigen, ihre politischen Teilhaberechte wahrzunehmen. Die Zugänge zu gesellschaftlicher Teilhabe sind allerdings deutlich von sozialer Ungleichheit geprägt. Dies fordert die Zielvorstellungen politischer Bildung, wie Mündigkeit und Emanzipation, heraus. In der Praxis ist die politische Bildung mit der Herausforderung konfrontiert, auf diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu reagieren – nimmt sie ihre eigenen normativen Zielsetzungen ernst.
Soziale Ungleichheit aufgrund von Klassismus/Klasse, Diskriminierung, Rassismus, Armut etc. erfordert von der politischen Bildung Reflexionsprozesse und konzeptionelle Ansätze, die die volle gleichberechtigte wirksame (politische) Teilhabe aller unterstützen. Was bedeutet dies konkret für Schule und außerschulische Jugend- und Erwachsenenbildung, für die Anforderungen von Inklusion, für eine diversitätssensible diskriminierungskritische politische Bildung oder für Ansätze von ökonomischer Bildung bis hin zur Kapitalismuskritik?
Diesen Fragen widmet sich die Veranstaltungsreihe, welche in Kooperation der Berliner Landeszentrale für politische Bildung mit dem Lehrstuhl Politikdidaktik und politische Bildung der FU Berlin stattfindet. Zu den Themen sind Wissenschaftler:innen, zivilgesellschaftliche Akteure und Lehrkräfte als Impulsgebende eingeladen, mit denen alle Teilnehmenden in die Debatten einsteigen können. Die Reihe gliedert sich in die Teile „Soziale Ungleichheit in Gesellschaft und Politik“ (1-5) sowie „Soziale Ungleichheit und politische Bildung“ (6-14).