Ob öffentlich gestaltbarer Raum, Asphaltwüste oder allgemeine Verkehrsfläche, eine zurzeit besonders heiß umkämpfte gesellschaftliche Ressource ist die Straße. Was also ist die Straße und wer darf sie wofür nutzen? Historisch ist die städtische Straße viel mehr als eine Fläche für Verkehr. Sie war immer auch Ort der sozialen und politischen Versammlung und ein möglicher Freiraum. Sie ist einerseits hoch reglementiert, andererseits ein Raum der permanenten Aushandlungen und Aneignungen, geprägt von Nähe und Distanz, Fremdheit und Anonymität, Bewegung und Begegnung, Diversität und Banalität. Die Straße ist so nicht nur ein zentrales öffentliches Gut der Stadt, sondern auch der alltäglichste Raum des stadtgesellschaftlichen Miteinanderseins.
In der Veranstaltung fragen und erfahren wir, wie wir die Straße wahrnehmen und gebrauchen, welche Formen der Begegnung und des Miteinanderseins sie uns ermöglicht, aber auch wer dort Barrieren und Ausschlüsse erlebt, wer sich also frei bewegen kann und wer nicht. Was ist das Potenzial der Straße für eine als ‚gemein‘ verstandene Stadt, was könnte sie für die Stadtgesellschaft alles bedeuten? Wie müsste die Straße gestaltet und geregelt werden, damit sie als ein allgemein geteilter Ort der alltäglichen Begegnungen, Aushandlungen und Gebrauchsformen, aber auch als politischer Raum einer demokratischen Öffentlichkeit fungieren kann?
Über die Veranstaltungsreihe
In Städten wie Berlin wird nach Möglichkeiten und Grenzen des gemeinsamen Gestaltens der öffentlichen Räume, des kollektiven Konsums (Wohnen, Mobilität …) und der gesellschaftlichen und ökologischen Ressourcen gefragt: Wie lässt sich Stadt in ihrer Pluralität, Diversität und Dynamik als gemeinsamer Raum verstehen und gestalten? Wie können für alle Bewohner*:innen gleiche Rechte auf Teilhabe hergestellt werden?
bq. Ist mit dem realen Kommunismus alles, was gemein ist, verlorengegangen? Auf dieses ‚gemein‘ muss man zurückkommen: ‚gemein‘ in dem Sinne, was uns allen gleich ist, was wir alle teilen, was banal ist. Aber auch, was uns gemeinsam ist, was wir zusammen haben. Und was heißt eigentlich heute gemeinsam sein? (Jean-Luc Nancy in einem Interview 2007)
Gemeinsam mit Akteur*:innen aus Berlin, die fundamentale stadtgesellschaftliche Transformationen mit Blick auf neue Formen eines Miteinanders und einer allgemeinen Daseinsfürsorge erproben, wollen wir solche Fragen öffentlich ausloten. Wir gehen ihnen in einer Reihe von zunächst vier Veranstaltungen und einer daraus resultierenden digitalen Publikation unter den Schlagworten Straße, Versammlung, Eigentum und Umwelt nach.