Außerhalb Israels ist die Geschichte der Flucht, Vertreibung und Emigration nahezu aller Juden aus der arabischen Welt kaum bekannt. Der Vortrag wird die Geschichte der etwa 850.000 Juden aus den arabischen Staaten in Erinnerung rufen, die nach 1948 ihre Herkunftsländer verlassen haben.
Die Gründe für die Massenmigration sind mannigfaltig: Neben “push”-Faktoren wie Verfolgung und Diskriminierung, ökonomischer Not und politischer Instabilität in den arabischen Staaten existierten auch “pull”-Faktoren wie die zionistische oder religiöse Sehnsucht nach einer jüdischen Heimstätte, deren Erfüllung durch die Gründung Israels seit 1948 realisierbar erschien. Die Hauptursache muss jedoch in den antijüdischen Traditionen, dem manifesten Antisemitismus der jeweiligen arabischen Führungen und den Konflikten und Kriegen mit dem jüdischen Staat gesehen werden.
Die Mehrzahl der ägyptischen Juden mussten das Land in Folge des Suez-Krieges von 1956 verlassen. In Marokko, Tunesien und Algerien fand die Fluchtbewegung von Hunderttausenden Juden mehrheitlich in den 1950er- und 1960er-Jahren statt, unter anderem in Folge des Sechs-Tage-Kriegs von 1967. Die letzte größere Fluchtbewegung fand nach dem Jom Kippur-Krieg von 1973 statt. Heute leben nur wenige Tausend Juden in arabischen Ländern, die Mehrheit von ihnen in Marokko und Tunesien.
Ebenso thematisiert der Vortrag die Bedeutung der arabisch-jüdischen Flüchtlinge für Israel und beleuchtet deren Situation im heutigen Israel. Abschließend soll ein Ausblick gegeben werden auf die Annäherung einiger arabischer Staaten an Israel im Rahmen der Abraham Accords.
Vortrag und Diskussion mit:
Stephan Grigat ist Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Co-Leiter des Centrums für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) in Aachen. Er ist Research Fellow am Herzl Institute for the Study of Zionism der University of Haifa und am London Center for the Study of Contemporary Antisemitism, Autor u.a. von „Die Einsamkeit Israels. Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung“ und Herausgeber von „Iran – Israel – Deutschland: Antisemitismus, Außenhandel & Atomprogramm“.
Moderation: Michael Spaney, Mideast Freedom Forum Berlin