Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park ist eine Kriegsgräberstätte mit über 7000 beerdigten Soldaten der Roten Armee. Sie ist außerdem der zentrale Erinnerungsort an die etwa 80.000 sowjetischen Soldaten, die 1945 bei der Eroberung Berlins gefallen sind. In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre fertiggestellt, verkörpert die Anlage den damals allgegenwärtigen Stalin-Kult wie kaum ein anderes erhaltenes Bauobjekt auf dem Gebiet der einstigen sowjetischen Besatzungszone. Auch nach der Entstalinisierung Ende der 1950er Jahre blieb die Gedenkstätte von politischer Bedeutung. Entsprechend der besonderen Stellung, die die Sowjetarmee in der symbolpolitischen Legitimation der SED-Diktatur einnahm, erhielt auch die Treptower Anlage eine wichtige Funktion als Schauplatz von Massenkundgebungen und Staatsritualen der Deutschen Demokratischen Republik.
Nach der Wende 1989 verlor der Erinnerungsort zwar seine Funktion als Bühne der Herrschaftsinszenierung, blieb aber ein wichtiges Symbol der deutsch-russischen Verständigung. Darüber hinaus bemühen sich diverse soziale und politische Gruppen aus verschiedenen Gründen darum, die Erinnerung an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen sowjetischen Soldaten aufrechtzuerhalten. Die Erscheinung der umstrittenen russischen Motorradgang „Nachtwölfe“ an der Jahrestagsfeier der sowjetischen Befreiung 2015 und 2016 im Treptower Park verlieh der Gedenkstätte mehr mediale Aufmerksamkeit als sonst, zeigte aber gleichzeitig, wie sich die politische Symbolik eines Erinnerungsortes durch das Handel der Akteure ändern lässt.
Der Rundgang mit Dr. Boris Stamenic führt in gut zwei Stunden vor Ort in die Erinnerungskultur und Herrschaftslegitimation in Sozialismus und Postsozialismus ein.