2. Teil der Reihe »Berlin zwischen Ausgrenzung und Teilhabe – Ergebnisse aus drei Jahren Berlin-Monitor«
Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem – auch in Berlin. Öffentlich thematisiert wurde er jüngst angesichts der Gewalt gegen Juden:Jüdinnen im Kontext des letzten Gaza-Kriegs im Mai 2021 und infolge des rechtsterroristischen Anschlags vom Oktober 2019 in Halle. Wie komplex die Konstellation des Antisemitismus in Berlin ist, zeigt eine Zusammenschau aus drei Teilstudien des Berlin-Monitors zu diesem Phänomen: Seit 2019 wurde die Verbreitung manifester und latenter antisemitischer Ressentiments in der Berliner Bevölkerung erhoben, die Bedeutung von Antisemitismus in dynamischem Gruppenverhalten analysiert und die Alltagsantisemitismus aus vorwiegend jüdischen Perspektiven untersucht und beschrieben. Die Ergebnisse der drei Teilstudien wurden im Einzelnen bereits vorgestellt. In dieser Veranstaltung liegt der Fokus auf den Querverbindungen der Studienteile: Welches Bild von Antisemitismus in Berlin zeigt sich, wenn statistische Analysen und qualitative Untersuchungen aufeinander bezogen werden? Inwiefern können Leerstellen der jeweiligen Zugänge wechselseitig erhellt und neue Fragen aufgeworfen werden? Dies und mehr möchte das Team des Berlin-Monitors mit Kolleg:innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren und Schlussfolgerungen für die zivilgesellschaftliche Gegenwehr gegen Antisemitismus in Berlin ziehen.
Über die Veranstaltungsreihe
Die Berliner Stadtgesellschaft im Spannungsfeld zwischen Heterogenität, Fragmentierung und Solidarität ist seit 2019 Thema des Berlin-Monitors. Das Forschungsprojekt wird von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) gefördert und in einem Forschungsverbund der Universität Leipzig und der Hochschule Magdeburg-Stendal durchgeführt. Mit drei methodischen Zugängen und wechselnden inhaltlichen Schwerpunkten werden Diskriminierungserfahrungen, Vorurteile und politische Einstellungen sowie Möglichkeiten und Grenzen des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus und für eine demokratische Alltagskultur in Vielfalt ausgelotet. Wiederholte Repräsentativerhebungen ermöglichen dabei einen Vergleich über die Zeit sowie mit bundesweiten Umfragen. Die Analyse von Fokusgruppen gibt einen vertieften Einblick in spezifische Haltungen und konfliktreiche Diskurse. Die Aktivierende Befragung untersucht Problemkonstellationen und Möglichkeitsräume der Gegenwehr aus der Perspektive derjenigen, die Ausgrenzung erfahren. So wird multimethodisch, reflexiv und dialogisch ein Bild gewonnen, welches Politik und Zivilgesellschaft als Wissensgrundlage für die Stärkung einer demokratischen Alltagskultur der Stadt dienen kann.
In dieser Veranstaltungsreihe in Kooperation zwischen Landesantidiskriminierungsstelle (LADS), Berliner Landeszentrale für politische Bildung und dem Projektteam des Berlin-Monitors sollen Ergebnisse aus drei Jahren Forschung präsentiert und mit der Stadtgesellschaft diskutiert werden. Wo lassen sich die Ergebnisse mit anderen Wissens- und Erfahrungsbeständen verknüpfen? Welche Schlüsse können für das politisch engagierte Berlin gezogen werden? Welche offenen Fragen bleiben für Forschung, Politik, Zivilgesellschaft und politischer Bildung?