Antisemitismus ist geächtet – offiziell. Verschiedene Studien belegen hingegen, dass jeder Fünfte latent antisemitisch denkt. Obwohl die gesamte Gesellschaft davon betroffen ist, werden besonders muslimische Jugendliche unter den Generalverdacht des Antisemitismus gestellt. Die Fokussierung auf den angeblich Fremden dient zum einen der Entlastung der Mehrheitsgesellschaft, die sich so von dem Vorwurf des Antisemitismus freispricht. Gleichzeitig gilt aber auch, dass islamistischer Antisemitismus sich anders ausdrückt als der der Mehrheitsgesellschaft. Das zeigen die Demonstrationen in deutschen Großstädten anlässlich der angekündigten Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem und auch die in diesem Zusammenhang erfolgten gewalttätigen antisemitischen Übergriffe in einigen europäischen Ländern.
Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt/Main und Mitherausgeber des kürzlich erschienenen Buches “Fragiler Konsens. Antisemitismuskritische Bildung in der Migrationsgesellschaft”, plädiert dafür, im Umgang mit islamistischem Antisemitismus stets zugleich auch antimuslimischen Rassismus zu thematisieren. Denn nur wenn anerkannt wird, dass auch als muslimisch markierte Jugendliche von Rassismus und Stigmatisierung betroffen sind, kann eine gelungene Auseinandersetzung mit islamistischem Antisemitismus erfolgen.
Gemeinsam mit Sanem Kleff, Leiterin der Bundeskoordination von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, und Saba-Nur Cheema, pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank, diskutiert Meron Mendel, wie pädagogische Interventionen und eine schulische und außerschulische antisemitismuskritische Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft aussehen können.