Die Erinnerung an die Shoah in Osteuropa ist von großen Erinnerungslücken gekennzeichnet, dies lässt sich zumindest in der deutschen Gesellschaft feststellen. Bestrebungen, diese Lücken zu füllen, zeigen sich beispielsweise in der aktuellen Debatte um das sogenannte »Polendenkmal«. Und wie ist es um das Erinnern in den osteuropäischen Ländern und Gesellschaften bestellt? Zum Beispiel in der heutigen Ukraine? Auf dem heutigen Gebiet der Ukraine wurden zur Zeit des Nationalsozialismus auf ungefähr 2.000 Massenerschießungsstätten ganze jüdische Gemeinden ausgelöscht. Unter der späteren sowjetischen Besatzung wurden Erinnerungszeichen geschaffen, aber die jüdische Bevölkerung hier nicht ausdrücklich als Opfergruppe benannt. Das Projekt der Stiftung Denkmal für die
ermordeten Juden Europas »Erinnerung bewahren« versucht, in der Ukraine Massengräber ausfindig zu machen, vernachlässigte Erinnerungszeichen zu bewahren oder Erinnerungszeichen überhaupt erst zu schaffen, um würdig an die Opfer unter der jüdischen und der Roma-Bevölkerung zu erinnern. Auch das POLIN-Museum der Geschichte der polnischen Juden, welches am 19. April 2013in Warschau eröffnet wurde, will die Erinnerung an die Vernichtung der polnischen Juden bewahren, den Verlust aufzeigen und die Erinnerung wach halten. Der Jahrestag des Überfalls des Deutschen Reichs auf die Sowjetunion 1941 wurde zum Anlass für ein aufschlussreiches und informatives Gespräch über die Erinnerung an die Shoah in Osteuropa genommen, welches von Expert*innen geführt und von der Jewish Claims Conference im Rahmen der Reihe »Zachor« entstanden ist. An dem
Gespräch nehmen teil:
- Marian Turski, Überlebender der Shoah, Vizepräsident Internationales Auschwitz-Komitee,
- Marina Chernivsky, Leiterin des Kompetenzzentrums Prävention und Empowerment der ZWST, Geschäftsführerin von OFEK e.V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Diskriminierung und Gewalt sowie
- Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.