In den vergangenen Jahren wurde in Deutschland intensiv über strukturellen Rassismus diskutiert. Aber ein Bereich bleibt dabei meistens außen vor: Das Gefängnis. Wie geht es den Betroffenen dort? Diese Frage stellt das Feature »Wegschließen, Wegsehen, Weghören« und sucht Antworten im deutschen Gefängnissystem.
Schnell wird klar, dass es äußerst schwierig ist, hinter die hohen Mauern zu blicken. Zur Lage von Minderheiten im Justizvollzug herrscht ein großes »Dunkelfeld«, wie es in der Kriminologie heißt. Für das ARD radiofeature hat der Autor Mohamed Amjahid mehr als ein Jahr recherchiert. Er nähert sich dem Thema über Gespräche mit aktuellen und ehemaligen Insassen, politischen Verantwortlichen sowie Stimmen aus Wissenschaft und dem Justizvollzugssystem. Ein ehemaliger Insasse, der sich mittlerweile als Gewerkschaftler für andere Gefangene engagiert, beschreibt den Umgang mit Rassismus im Knast wie folgt: »Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen«.
Zahlreiche aktuelle Fälle illustrieren erschütternde Verhältnisse für People of Color, Muslim:innen oder Gefangene mit ausländischen Staatsbürgerschaften. Zeugen berichten von verbaler und physischer Gewalt, Demütigungen und ungleichen Chancen bei der Resozialisierung nach der Haft.