Von heute an bis zum 7. September 2025 beleuchtet eine Sonderausstellung im Museum für Kommunikation Berlin unser Verhältnis zu Nachrichten und zeichnet ihre historische Entwicklung nach – von den ersten Flugblättern bis zur modernen Echtzeitberichterstattung.
Die neue Ausstellung mit dem Titel NACHRICHTEN – NEWS blickt auf eine zentrale Akteurin, über die die meisten wenig wissen: die Nachrichtenagentur. Zugleich lädt die interaktive Schau dazu ein, individuelle Gewohnheiten, Bedürfnisse und Kenntnisse zu erkunden: Ausstellungsgäste tippen ihre eigene Nachrichtenmeldung auf der Schreibmaschine, unterscheiden Fakten von Fake und finden per Swipe ihr persönliches Nachrichten-Match. Am Ende steht ein Ausblick in die Zukunft – mit innovativen Nachrichtenformaten, neuen Ideen für den Journalismus und der Frage, was wir brauchen, um jetzt und in Zukunft gut informiert zu sein.
Wir und Nachrichten
»Eine gut informierte Gesellschaft ist die Basis unserer Demokratie«, so Museumsdirektorin Anja Schaluschke. »In der komplexen Informationsgesellschaft braucht es Orientierung. Die können wir als Museum liefern und Reflexionsraum zum Nachdenken über Nachrichten und ihre Bedeutung sein.« Entsprechend möchte die Ausstellung einen multiperspektivischen Blick auf Nachrichten bieten und zentrale Fragen unserer Zeit stellen: Was ist wichtig? Was ist wahr? Wie wirken Nachrichten auf uns? Dabei kommen Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen aus Theorie und Praxis zu Wort – von Neurowissenschaften bis zur Rechtswissenschaft. Ziel ist es, die oft diffusen Gefühle, die durch die permanente Nachrichtenflut entstehen, greifbarer zu machen, Herausforderungen aufzuzeigen und neue Handlungsspielräume zu eröffnen.
Vier Ausstellungs-Touren
Das Publikum erschließt sich NACHRICHTEN – NEWS je nach Interesse: Es gibt eine Geschichts-Spur, einen Rundgang für Journalismus-Interessierte, eine Mitmach-Tour mit vielen interaktiven Stationen und eine Kinderspur mit dem Reporterhund Ferdinand des Comiczeichners Flix.
NACHRICHTEN – NEWS gliedert sich in fünf Ausstellungsbereiche:
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Intro
Mit einer Collage von dpa-Pressefotos aus 75 Jahren, aktuellen Schlagzeilen und Nachrichten-Jingles stimmt die Ausstellung die Besuchenden auf das Thema ein: Ikonische Nachrichtenereignisse wie das Wunder von Bern, Kennedys Rede vor dem Schöneberger Rathaus oder der Becker-Hecht im Wimbledon-Finale werden in Erinnerung gerufen und beliebte Sendungen aus Fernsehen, Radio und Podcasts bieten Identifikationspotenzial. Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Nutzung von Nachrichten und die Frage „Wie geht´s Dir mit Nachrichten“ laden zur Reflexion ein. Eine Audio-Installation versammelt Stimmen zur persönlichen Haltung zu Nachrichten. Die Vielfalt der Antworten macht deutlich, dass nicht nur die Nachricht selbst, sondern auch unsere Erfahrungen, Werte und die aktuelle Lebenssituation eine wichtige Rolle dabei spielen, wie wir Nachrichten wahrnehmen. -
Was wir erfahren
Nachrichten sind nicht nur Informationen, sondern auch eine Ware, die in diesem Ausstellungsbereich in Kiosken präsentiert wird: von den ersten mündlichen Überlieferungen auf Marktplätzen über handgeschriebene Nachrichtenbriefe und gedruckte Flugblätter der Frühen Neuzeit bis zu den Generalanzeigern des 19. Jahrhunderts. Vor allem durch Anzeigen finanziert informieren diese als erstes Massenmedium über Lokalpolitik, Geschäftsleben, kulturelle Ereignisse und das Wetter – und das in hohen Auflagen und erschwinglich für alle. Mit der fortschreitenden globalen Vernetzung steigt auch das Bedürfnis nach internationaler Berichterstattung, dem lokale Medien nicht nachkommen können: die Geburtsstunde der Nachrichtenagenturen. Die Ausstellung gibt einen Überblick über deren Anfänge – mit der 1835 in Paris gegründeten AFP-Vorgängerin Agence Havas, Wolffs Telegraphisches Büreau in Berlin (1849) und Julius Reuters gleichnamiger Agentur (1851). Wie Nachrichtenagenturen heute an ihre Informationen kommen und wie sie entscheiden, welches Ereignis zur Nachricht wird, veranschaulicht die Ausstellung am Beispiel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie ist eine der rund 20 unabhängigen Nachrichtenagenturen weltweit. Hinter ihr stehen 173 deutsche Medien, die sich durch die dpa die Versorgung mit geprüften Informationen sichern. Unabhängig, überparteilich, zuverlässig – was das heißt, nimmt die Ausstellung im Jahr des 75. Jubiläums der dpa unter die Lupe. -
Wodurch wir vertrauen
Journalismus ist ein Handwerk, spezialisiert auf den kritischen Umgang mit Quellen und das Überprüfen von Informationen. Zwischen digitalen Kanälen und Sozialen Medien mit durch Nutzer:innen generiertem Inhalt sind Journalist:innen heute jedoch nur eine Stimme von vielen. Die Ausstellung zeigt, welche Methoden sie anwenden, um die Genauigkeit ihrer Meldungen sicherzustellen und welche Herausforderungen sie dabei bewältigen müssen. Wer kann Meldung von Meinung und Fakten von Fakes unterscheiden? Interaktive Stationen animieren zur spielerischen Auseinandersetzung mit journalistischen Standards, unter anderem beim Verfassen eigener Nachrichtenmeldungen auf der Schreibmaschine. Karten, Infografiken und ausgewählte Objekte verdeutlichen, dass Unabhängigkeit eine junge Errungenschaft in der deutschen Agenturgeschichte ist. -
Wie wir die Welt sehen
Nachrichten sind allgegenwärtig. Es gibt immer etwas Neues, in größerer Menge und über mehr Kanäle. Historisches Audio- und Videomaterial und zahlreiche Originalobjekte führen vor Augen, wie sich die Nachrichtenübertragung beschleunigt und unsere Nachrichtennutzung verdichtet hat – von der Postkutsche zum Satellitenfunk, von der Zeitung zu den Sozialen Medien. Dabei werden Meilensteine wie die Erfindung des elektromagnetischen Morse-Telegrafen, die Verlegung des ersten Transatlantikkabels oder der Negativscanner und Bildsender Leafax 35 vorgestellt, ein Vorläufer der digitalen Bildübertragung. -
Was jetzt?
Die NewZees, eine Gruppe junger Medieninteressierter, haben sich im Rahmen der Initiative #UseTheNews mit neuen Ideen für den Nachrichtenjournalismus beschäftigt. Sie präsentieren dem Publikum ein ganzes Repertoire an Nachrichtenformaten, das die Medienkonsument:innen von morgen anspricht, etwa die »News-WG« vom Bayerischen Rundfunk oder »doktordab« auf Instagram. Hier werden alltägliche Themen auf satirische Weise erklärt und analysiert. Die Ergebnisse können die Gäste an einer interaktiven Station ähnlich wie bei einer Dating-App erkunden: Per Swipe finden sie ihr Nachrichten-Match und vertiefendes Video- und Audiomaterial zu den jeweiligen Formaten.