Vierteilige Doku-Serie »Rechtsextreme vor Gericht«

Fünf Jahre nach der Ermordung von Walter Lübcke erzählt eine vierteilige Deutschlandradio-Doku-Serie von dem Gerichtsverfahren gegen dessen Mörder und von weiteren Fällen, in denen Rechtsextreme vor Gericht stehen. Alle Prozesse finden in demselben Gerichtssaal statt und es stellen sich die gleichen Fragen: Wiederholt sich die Geschichte? Und wie kann man sich dagegen wehren?

Marie Schwesinger ist Theaterregisseurin. Sie hat mit Gerichtsprozessen eigentlich wenig am Hut. Aber dann sitzt sie Ende November 2020 im Zuschauerraum von Gerichtssaal 165 C des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main. Eigentlich nur, um zu schauen, wie so ein Gerichtsprozess funktioniert. Ein guter Bekannter, der 95-jährige Gerhard Wiese, hat sie auf dieses Verfahren aufmerksam gemacht, in dem der Mord an Walter Lübcke verhandelt wird. Als junger Staatsanwalt war Wiese beim ersten Auschwitzprozess, 1963-1965, dabei. »Das ist ein historischer Prozess und er passiert direkt vor deiner Haustür«, sagt er zu Marie Schwesinger über die Verhandlung in Saal 165 C.

Marie Schwesinger bleibt, zwei Jahre lang, verfolgt diesen Prozess und weitere: Vom Mord an Walter Lübcke, dem Angriff auf Ahmed I., den Plänen des Soldaten Franco A. bis zu den Drohbriefen des sogenannten NSU 2.0. Sie fängt an zu recherchieren. Zu rechtem Terror. Zu rechtsextremen Anwältinnen, Feindeslisten und Drohschreiben. Zu Munitionsdepots und verschwundenen Waffen. Zu Netzwerken in Polizei und Bundeswehr und zu historischen Verbindungslinien bis zurück in die Weimarer Republik. Marie Schwesinger tauscht sich mit Gerd Wiese aus und das Thema rückt immer näher an sie heran. Alle Gerichtsprozesse finden direkt in ihrer Nachbarschaft, in Frankfurt am Main, statt und irgendwann wird ihr klar: Ich bin hier mehr als nur Zuschauerin.

Die Doku-Serie »Rechtsextreme vor Gericht« erzählt von dem Erkenntnisprozess, dass rechtsextreme Gewalt nichts ist, was nur »die anderen« betrifft. Dass sich nicht nur die Justiz mit diesem Gedankengut, den Netzwerken und den Taten beschäftigen sollte, sondern dass die rechtsextremen Strukturen, die sich seit Jahrzehnten durch die Gesellschaft ziehen, alle etwas angehen.

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