In den vergangenen drei Jahrzehnten haben deutsche Redaktionen Rassismus laut einer neuen NaDiRa-Studie zunehmend thematisiert. Noch immer allerdings werde die Problematik häufig als ein gesellschaftliches Randphänomen dargestellt. Viele Artikel und Debatten drehten sich demnach um schlagzeilenträchtige Ereignisse, wie jüngst auf Sylt oder in Grevesmühlen, während alltägliche Formen von Rassismus vergleichsweise weniger sichtbar seien.
Wie hat sich die Berichterstattung über Rassismus verändert? Welche Leerstellen bleiben und wie könnten Journalist:innen umfassend auf das Thema eingehen? Mit dem neuen Fokusbericht »Zwischen Anerkennung und Abwehr: (De-)Thematisierungen von Rassismus in Medien, Recht und Beratung« liefert der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) Antworten auf diese und weitere Fragen. Dazu werden verschiedene Forschungszugänge und Methoden angewandt.
Für die Medienanalyse wurde die Rassismus-Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der taz von 1990 bis 2021 betrachtet. Die Ergebnisse wurden nicht nur im Bericht, sondern auch detailliert in einem Online-Dashboard veröffentlicht. Es macht die Befunde, die auf etwas mehr als 42.000 Artikeln basieren, leicht zugänglich, verständlich und individuell recherchierbar.
Neben den Medien wird auch der Umgang mit Rassismus im Rechtsbereich und in Beratungsstrukturen untersucht. Hierfür wurden unter anderem gerichtliche Entscheidungen verschiedener Instanzen und Gerichtsbarkeiten ausgewertet sowie 15 semistrukturierte Interviews zu den Bedarfen und Herausforderungen im Beratungsfeld geführt. Für beide Bereiche zeichnet sich eine ähnliche Tendenz wie für die Medienlandschaft ab: Rassismus wird mehr und mehr anerkannt. Kritisch in den Blick zu nehmen sei dagegen ein eingeschränktes Rassismusverständnis in der Rechtsprechung und die finanzielle Unsicherheit in der beratenden Arbeit.