Im Netz trifft man auf Menschen, die ihre anti-demokratischen Vorstellungen für Deutschland oder Europa verbreiten und erstaunlicherweise sogar Anhänger:innen dafür finden. Ob das mehr Menschen sind als früher, lässt sich wahrscheinlich gar nicht abschließend bewerten. Sie sind jedenfalls sehr laut und sehr sichtbar und beschäftigen uns intensiv. Die Hemmschwelle, menschenfeindliche Hassrede zu skandieren und online zu teilen, scheint zu sinken. Nicht zuletzt sorgte beispielsweise ein Party-Video aus Sylt, das junge Leute beim Singen rechtsradikaler und ausländerfeindlicher Parolen zeigte, für großen Aufruhr. Rückt das Netz nach rechts? Wie man anti-demokratische Bewegungen erkennt, welche Rolle sie in Deutschland spielen und welche Effekte ihre Kommunikationsstrategien haben, beleuchtet die aktuelle Ausgabe Forschungsmonitors fyi der Landesanstalt für Medien NRW.
»Anti-demokratische Bewegungen sind eine zentrale Herausforderung für moderne Demokratien und gesellschaftlichen Zusammenhalt«, sagt Dr. Annett Heft, Leiterin der Forschungsgruppe »Dynamiken der digitalen Mobilisierung« am Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft, Berlin und der Freien Universität Berlin, im fyi-Interview. Die Bewegungen bestehen üblicherweise aus kollektiven Akteur:innen, die autoritäre nationale Weltbilder durchsetzen wollen. Dabei lehnen sie zentrale Grundpfeiler von Demokratien, wie die Gleichwertigkeit aller Menschen oder die Legitimität demokratischer Institutionen, ab.
Bei der Durchsetzung ihrer Ziele profitieren anti-demokratische Akteur:innen stark von digitalen Kommunikationsplattformen, auf denen sie die Mobilisierung ihrer Anhängerschaften vorantreiben können. Denn Social-Media-Plattformen ermöglichen eine größere öffentliche Sichtbarkeit als traditionelle Medien und eignen sich dafür, ideologische Ansichten zu popularisieren. So werden anti-demokratische Ansichten in die Mitte der Gesellschaft getragen.
Der gesellschaftlichen Erosion entgegenwirken – wie bekämpft man anti-demokratische Bewegungen?
Konsequente Durchsetzung der Gesetze, Verfolgung und Ahndung von Straftaten, Programme zur Stärkung demokratischer Resilienz und digitaler Medienkompetenz – die aktuelle Ausgabe des Forschungsmonitors beleuchtet verschiedene Möglichkeiten, wie anti-demokratischen Bewegungen entgegengewirkt werden kann.
Sieben Studien sowie das Interview mit Dr. Annett Heft zeigen den aktuellen Stand der Forschung zu anti-demokratischen Bewegungen auf und erläutern, warum sie eine ernstzunehmende Gefahr darstellen und wie wir sie bekämpfen können.