Die MDR-Reihe »Past Forward« geht in jeder Folge einem historischen Thema auf den Grund und beleuchtet dieses von mehreren Seiten, um Fakten von populistischen Sprüchen zu trennen. In »Muss ich in den Krieg? Wehrpflicht, Dienstpflicht – warum ist das alles so kompliziert?« beantwortet Host Erik Koszuta sehr persönlich, ob er sich den Dienst an der Waffe vorstellen kann. Bei seiner Recherche erfährt er, dass es in der Vergangenheit viele Auseinandersetzungen zur Einführung und Aussetzung der Wehrpflicht gab. Als junger Familienvater setzt er sich als potenziell selbst Wehrpflichtiger sowie als Vater mit dem Thema auseinander und spricht auch mit seinem eigenen Vater, der seinen Wehrdienst bei der NVA ableistete.
Durch den Ukraine-Konflikt ist die Kriegsgefahr in Europa gestiegen. Kommt nun bald die Wehrpflicht zurück? Offiziell ist sie nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt. Würde auch Erik für anderthalb Jahre in eine Kaserne gehen? Wäre er überhaupt bereit, eine Waffe in die Hand zu nehmen, um zu töten? Früher war es ganz normal, dass junge Männer direkt nach der Schule in Kreiswehrersatzämtern zur Musterung antreten mussten. Nach etlichen medizinischen Untersuchungen hieß es dann für viele von Ihnen: Einrücken in die Kaserne.
Ging es im Osten 18 Monate in die Kaserne, wechselte die Länge des Wehrdiensts in Westdeutschland mehrfach und dauerte in den 1960ern, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, ebenfalls 18 Monate. Wer dem Dienst an der Waffe entgehen wollte, konnte den ab 1961 bundesweit möglichen Zivildienst leisten – in der DDR gab es den Einsatz als »Bausoldat«. 2011 wurde die nun gesamtdeutsche Wehrpflicht ausgesetzt, weil sie zu aufwendig und kostspielig wurde. Die Bundeswehr musste sparen und sollte zu einer effizienten Berufsarmee umgebaut werden. Mit dem ursprünglichen Dienst an der Waffe hatte der zuletzt sechsmonatige Wehrdienst am Ende nur noch wenig zu tun.
Host Erik Koszuta spricht mit Karl-Theodor zu Guttenberg, Verteidigungsminister a.D., u.a. darüber, warum er 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt hat und ob das Modell der Berufsarmee auch in den heute so unruhigen Zeiten eine sinnvolle Alternative darstellt. Außerdem erzählen Melanka und Petro aus der Ukraine von ihrem Wehrdienst dort und vom freiwilligen Fronteinsatz nach Kriegsbeginn. Sie berichten Erik, wie schwer es war, das eigene Kind bei der Großmutter zurückzulassen, um für die eigene Heimat zu kämpfen. Petro bezahlte seinen Kriegseinsatz mit einer schweren Verletzung am Bein.
Außerdem kommt Peter Grohmann, einer der ersten, der in Deutschland den Wehrdienst verweigern konnte, zu Wort. Er gehörte 1961 zu den ersten Zivildienstleistenden in der noch jungen Bundesrepublik – eine Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, in der man als Verweigerer abfällig beäugt wurde. Erst ab den 1980er Jahren wurden „Zivis« zunehmend als »Helden des Alltags«, also als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft angesehen. Der heutige Pflegenotstand ist daher teilweise zurückzuführen auf die seit 2011 fehlenden »Zivis«.
Im Film »Past Forward: Muss ich in den Krieg? Wehrdienst, Pflichtdienst – warum ist das alles so kompliziert?« will Erik sich dem Gedanken an eine mögliche Rückkehr des Wehrdienstes annähern. Dafür geht er an seine Grenzen, testet vor der Kamera sogar, wie es ist, mit einer scharfen Waffe zu schießen.