Welcher Staat wird wann zur Kriegspartei? Wann sind Sanktionen zulässig? Wie verhält es sich mit dem russischen »Getreidediebstahl«? Und wie können Kriegsverbrechen bestraft werden? Eine digitale Ausstellung gibt anhand der russischen Volloffensive gegen die Ukraine kurze und verständliche Einblicke in Rechtsfragen im Zusammenhang mit Krieg. Entwickelt wurde das Projekt von Dr. Anne Dienelt und Studierenden der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg.
Insgesamt 14 völkerrechtliche Themenkomplexe werden in einer digitalen Ausstellung behandelt. Angereichert sind die Kurztexte durch Illustrationen sowie weitere Materialien wie Schlagzeilen aus Online-Medien, Posts aus sozialen Netzwerken oder auch Gesetzestexte. Ziel ist es, kompliziertere juristische Fragestellungen anschaulich und allgemeinverständlich darzustellen und zu beantworten.
»Anlass für unser Projekt war die Beobachtung, dass es viele verkürzte Darstellungen zur rechtlichen Einordnung des Konflikts gibt. Zudem begegneten einem in sozialen Netzwerken zum Beispiel Falschbehauptungen und Verschwörungserzählungen«, sagt Dr. Anne Dienelt, Akademische Rätin a. Z. am Institut für Internationale Angelegenheiten der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg. Ihre Idee war es daher, ein Seminar für Studierende zu Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt anzubieten und die Ergebnisse auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.
14 Jurastudierende unterschiedlicher Semester haben in Zusammenarbeit mit ihrer Dozentin Fragestellungen erarbeitet und diese dann untersucht. Aus regulären circa 25-seitigen Seminararbeiten wurden einseitige Kurzzusammenfassungen erstellt, die wiederum stark verkürzt wurden, um die Ausstellung nicht mit Text zu überfrachten. Neben der Materialsammlung wurden zusammen mit Künstlerin Marlin Beringer Bildideen entwickelt und Illustrationen erarbeitet.
Das völkerrechtliche Seminar war damit zugleich auch ein Projekt der Wissenschaftskommunikation, bei dem die Studierenden bereits während ihres Studiums als Kommunikator:innen auftreten. Hilfestellungen bekamen sie vom Schreibzentrum der Universität sowie durch Marlin Beringer, die eine Seminareinheit zur Bildsprache anbot. »Das ist eher ungewohnt, aber sehr lehrreich für die Studierenden, denn allgemeinverständliche Sprache ist auch später als Juristin oder Jurist wichtig. Aktuell wird diese Fähigkeit im Rahmen der universitären Ausbildung oft noch nicht gezielt gefördert«, sagt Dienelt.