Das Brandenburgische Landeshauptarchiv hat mehr als 40.000 Akten der nationalsozialistischen »Vermögensverwertungsstelle« für Berlin und Brandenburg veröffentlicht. Die Unterlagen enthalten Informationen zu Zehntausenden Menschen, die vom nationalsozialistischen Deutschland als jüdisch oder »reichsfeindlich« verfolgt und ausgeplündert wurden.
Die veröffentlichten Dokumente umfassen 2,5 Millionen gescannte Seiten. Sie dokumentieren, wie die NS-Finanzverwaltung das Vermögen der Verfolgten vor deren Deportation erfasste und im Anschluss zugunsten der NS-Gesellschaft verwertete.
Die Digitalisierung und Bereitstellung der Unterlagen ist Teil eines von Kulturstaatsministerin Claudia Roth finanzierten Projekts zur Forschung nach NS-Raubgut. Roth sagte anlässlich der Veröffentlichung, die Akten belegten eindrücklich, »wie Jüdinnen und Juden in Deutschland ab 1933 systematisch entrechtet, enteignet und verfolgt wurden«.
In den Quellen sind viele persönliche Angaben zu den NS-Verfolgten zu finden: ihr letzter Wohnsitz, die Namen der Kinder, Geburtsdaten sowie Angaben zu Konten und sonstigem Besitz. »Bis zur letzten im Haushalt vorhandenen Waschschüssel hat die zuständige Finanzbehörde den gesamten Besitz detailliert auflisten lassen und verkauft«, erklärt Julia Moldenhawer, für die Digitalisierung verantwortliche Abteilungsleiterin »Davon zeugen die jetzt in unserer Online-Recherche zugänglichen Akten.«
Teilweise vorhanden sind auch Informationen über Versteigerungen und die Käufer der geraubten Gegenstände – vom Gemälde bis zum Tischtuch. Vor allem aber enthalten zahlreiche in den Akten überlieferte sogenannte »Vermögenserklärungen« die oftmals letzte persönliche Unterschrift der kurz darauf verschleppten und ermordeten Menschen.
»Diese von den Behörden erzwungenen Unterlagen sind oft die letzten Zeugnisse, die über verfolgte Menschen und ihre Schicksale erhalten geblieben sind«, berichtet Archivdirektor Mario Glauert. »Entsprechend wertvoll sind diese Quellen heute für Angehörige und Forschung. In den nun online veröffentlichten Dokumenten finden sich außerdem zahlreiche Informationen zu Berliner Persönlichkeiten, wie dem Mannschaftsarzt von Hertha BSC, Hermann Horwitz, den die Nazis im April 1943 nach Auschwitz deportierten. Oder zu der erfolgreichen Berliner Fotografin Yva, die ihr Fotostudio aufgeben musste und erfolglos versuchte, zu emigrieren; zu Martha Liebermann, der hochbetagten Ehefrau von Max Liebermann, die sich das Leben nahm, kurz bevor die Gestapo sie abholen sollte.«
Akten in den Tiefen eines Verzeichnisbaums zugänglich
Der Zugang zu den Akten erfordert die Reise durch einen längeren Verzeichnisbaum. Ausgehend von der Archivplansuche führt folgender Weg zum Ziel – hier am Beispiel der Dokumente unter dem Buchstaben A: