Studie: Medienvertrauen erholt sich nur langsam vom »Corona-Trauma«

80 Prozent der Deutschen bewerten das Informationsangebot der Medien in Deutschland laut einer repräsentativen Studie von Infratest dimap als gut oder sehr gut. Die im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks erstellte Studie attestiert den öffentlich-rechtlichen Radiosendern mit 66 Prozent die höchste Glaubwürdigkeit, die Informationen in öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern und Tageszeitungen schätzen demnach jeweils 65 Prozent als glaubwürdig ein. Beim öffentlich-rechtlichen Online-Angebot sind es 52 Prozent. Für mehr als zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk unverzichtbar – im Herbst 2020 lag dieser Wert noch um 19 Prozent höher.

Wie bei den Vorgängerstudien seit 2015 ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach wie vor Spitzenreiter in den Kategorien »Glaubwürdigkeit«, »Ausgewogenheit der Berichterstattung« und »Hauptinformationsquelle zum politischen Geschehen«. Verglichen mit der letzten ausführlichen Studie während der Corona-Pandemie im Herbst 2020 gehen die Werte aber teilweise deutlich zurück. Auch in puncto Vertrauen büßt der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein (53 Prozent, minus 17 Prozentpunkte), liegt aber weiterhin vor anderen Medien wie Tageszeitungen (46 Prozent, minus 12 Prozentpunkte) und privaten Rundfunksendern.

Vertrauen in Institutionen insgesamt gesunken

Das spiegelt einen Trend wider, den die Studie identifiziert: Das Vertrauen der Deutschen in Institutionen ist in den vergangenen drei Jahren insgesamt gesunken: Polizei (80 Prozent, minus 4 Prozentpunkte), Verbraucherzentrale (72 Prozent, minus 7 Prozentpunkte), Stiftung Warentest (72 Prozentpunkte, minus 7 Prozentpunkte) und Bundesverfassungsgericht (66 Prozent, minus 14 Prozentpunkte). Gemessen am Tiefpunkt vor einem Jahr steigen die Werte jetzt aber wieder an. So kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk etwa in den Kategorien »Vertrauen« und »Glaubwürdigkeit« um einige Prozentpunkte zulegen.

Öffentlich-Rechtliche bei Krisen-Berichterstattung vorn

Die öffentlich-rechtliche Berichterstattung über aktuelle Krisen wie den Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten wird im Fernsehen von zwei Dritteln (66 Prozent) und im Radio von 60 Prozent der Befragten als gut oder sehr gut bewertet. Damit bleiben die öffentlich-rechtlichen Medien zusammen mit den Tageszeitungen (56 Prozent) das Medienangebot Nr. 1, über das sich die Menschen in Deutschland in Krisen oder besonderen Lagen informieren.

Zudem nutzt fast die Hälfte der Deutschen (43 Prozent, minus 13 Prozentpunkte) den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Hauptinformationsquelle zum politischen Geschehen: Platz eins belegt hier mit deutlichem Vorsprung das öffentlich-rechtliche Fernsehen (30 Prozent, minus 8 Prozentpunkte), gefolgt von Tageszeitungen (14 Prozent, minus 3 Prozentpunkte) und öffentlich-rechtlichem Radio (8 Prozent, minus 2 Prozentpunkte).

Wieder mehr politischer Einfluss vermutet

Dass es politische Vorgaben für die Berichterstattung der Medien gibt, glauben heute wieder mehr Menschen als noch vor drei Jahren. Der Studie zufolge gehen 42 Prozent (plus 7 Prozentpunkte) der Deutschen davon aus, dass Staat und Regierung Einfluss auf die Berichterstattung nehmen, 50 Prozent (minus 3) glauben dies nicht.

Infratest dimap hat für die Studie vom 19. Oktober bis 6. November 2023 insgesamt 1.322 Wahlberechtigte in Deutschland befragt.

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