Die Expertise von Nachrichtenquellen auf Instagram ist wichtig für Nutzende. Dies ergab eine Studie von Forschenden der Universität zu Köln mit einer Stichprobe von 416 Teilnehmenden. Die Studie zeigt, dass Anzeichen von politischer Expertise gegenüber keiner Expertise der Quelle statistisch bedeutsam dazu beitragen, dass sowohl die Quelle als auch deren Nachrichten als glaubwürdiger wahrgenommen werden. Zudem führte politische Expertise auch zu erhöhten Verhaltensabsichten, da Nutzende von Instagram eine höhere Neigung berichteten, mit den Nachrichten interagieren oder sie selbst über soziale Medien teilen zu wollen. Der Quellentyp, d. h. ob es sich bei der Nachrichtenquelle um einen Influencer oder ein traditionelles Nachrichtenmagazin gehandelt hat, hatte hingegen keinen bedeutsamen Einfluss auf die Glaubwürdigkeitseinschätzungen. Das Forschungsteam um den Medienpsychologen Professor Dr. Dr. Kai Kaspar hat die Ergebnisse der Studie unter dem Titel »Political news on Instagram: Influencer versus traditional magazine and the role of their expertise in consumers‘ credibility perceptions and news engagement« in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht.
Im digitalen Zeitalter nutzen Verbraucher:innen vermehrt soziale Medien, um politische Nachrichten zu lesen und zu teilen. Insbesondere Instagram spielt aufgrund seiner großen Reichweite und visuellen Merkmale eine zentrale Rolle. Jedoch ist noch relativ wenig beforscht, von welchen Merkmalen einer Nachricht bzw. ihrer Quelle die wahrgenommene Glaubwürdigkeit abhängen. Das Experiment zielte auf diese Forschungslücke.
Instagram wird nicht nur von Online-Repräsentationen klassischer Nachrichtenmedien genutzt, um politische Nachrichten zu veröffentlichen. Immer mehr Influencer nutzen ebenfalls die Plattform, um Nachrichten unter ihren Followern zu verbreiten. Dabei stellt sich die Frage nach der thematischen Expertise dieser Influencer, vor allem mit Blick auf die Verbreitung von Falschinformationen. Die vorliegende Studie analysierte nicht nur die Wirkung von Quellenexpertise und Quellentyp auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit der Quelle und der von ihr verbreiteten politischen Nachrichten auf Instagram, sondern auch das intendierte Nutzungsverhalten im Umgang mit diesen Nachrichten sowie das persönliche Engagement der Empfänger:innen mit den Nachrichten.
Den Studienteilnehmenden, die über Social Media, Flyer und E-Mail-Verteiler akquiriert wurden, wurden politische Nachrichtenbeiträge präsentiert, jedoch je nach zufälliger Zuordnung von einer anderen Quelle: entweder der Instagram-Repräsentation eines traditionellen (aber fiktiven) Nachrichtenmagazins oder eines Influencers, und entweder mit oder ohne Anzeichen von politischer Expertise. Die Teilnehmenden bewerteten daraufhin die wahrgenommene Glaubwürdigkeit der präsentierten Quelle und der von ihr verbreiteten Nachrichten, ihre Verhaltensabsichten, sowie das Ausmaß, in dem sie sich von den Nachrichten angesprochen fühlten.
»Die Studie macht deutlich, dass der augenscheinlichen Expertise einer Nachrichtenquelle mehr Bedeutung bei der Bewertung der von ihr veröffentlichten Nachrichten zukommt als der Art der Quelle«, so Kai Kaspar. Es scheine aus Sicht des Publikums weniger entscheidend zu sein, ob die Quelle ein traditionelles Medienformat oder ein Influencer ist, womit sich kritische Folgefragen zu bestehenden Qualitätsstandards in der Berichterstattung und der Reichweite von unterschiedlichen Informationsquellen ergeben, so der Wissenschaftler. »Das Ergebnis ist wichtig für die Medienbildung, indem beim Publikum ein stärkeres Bewusstsein für unterschiedliche Quellenformate und deren Arbeitsprozesse geschaffen und sinnvolle Kriterien für die Einschätzung von inhaltlicher Expertise vermittelt werden sollten. Einschränkend kann unsere Studie aber noch nicht beantworten, ob die gefundenen Effekte für alle Personengruppen und Kulturen zutreffen. Die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse muss mit Folgestudien abgeklärt werden. Zudem untersuchen wir bereits, welche konkreten Strategien das Publikum bei der Informationsbewertung und Identifikation von Falschinformationen anwendet«, fasst Professor Kaspar zusammen.