Ab 1939 musste fast die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Berlins ihre Wohnungen verlassen und umziehen. Jüdinnen:Juden wurden als Untermieter:innen in Wohnungen eingewiesen, in denen bereits andere jüdische Mieter:innen wohnten. So wurden Jüdinnen:Juden in Mietshäusern insbesondere in der Innenstadt konzentriert. Zumeist waren die Zwangswohnungen der letzte Wohnort vor der Deportation und Ermordung. Eine neue Online-Ausstellung bringt uns diesen Teil der Geschichte der Shoah nahe.
Historisch interessierte Personen und heutige Bewohner:innen betroffener Häuser haben die Geschichte dieser Zwangsräume in einem partizipativen Projekt erforscht. Entstanden ist eine Online-Ausstellung, die dieses Phänomen nationalsozialistischer Verfolgung für Berlin systematisch darstellt und in den historischen Zusammenhang stellt. Das Projekt identifizierte eine Mindestzahl von 791 Häusern mit Zwangswohnungen. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass die Zwangswohnungen in Häusern befanden, in denen in der Regel auch Wohnungen von nichtjüdischen Mieter:innen waren.
Anhand von 32 Hausgeschichten erzählt die Online-Ausstellung, wie die Einweisung in diese Wohnungen ablief, unter welchen Bedingungen die betroffenen Jüdinnen:Juden dort lebten und wie die Wohnungen nach den Deportationen aufgelöst wurden. Karten verzeichnen die betroffenen Häuser und stellen die Zwangsumzüge der jüdischen Bevölkerung im Stadtgebiet zwischen 1939 und 1945 dar.
Das Projekt wurde vom Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin und der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin umgesetzt und von der Alfred Landecker Foundation gefördert.