Laufsteg der Erfolgreichen, Event-Location für Formel 1 und Tennis-Masters, Mekka für Steuerflüchtige – Monaco ist Vieles. Für manche auch Vorbild für eine streng überwachte Gesellschaft, in der ein »guter Fürst« den Bürger:innen die Mühen politischer Entscheidungen abnimmt. Ein Radio-Feature von WDR 5 gibt Einblick in diese im wahren Wortsinn exklusive Form der staatlichen Organisation und zeigt auf, wie radikaler Neoliberalismus am Modell der sogenannten »Privatstädte« weitergedacht wird.
Seit die Grimaldis vor sieben Jahrhunderten die Macht übernahmen, blickt der schmale Felsstreifen an der Côte d‘Azur auf eine der längsten Feudalherrschaften der Welt zurück. Er zieht nicht nur Touristen und Grace-Kelly-Fans an, sondern vor allem Menschen mit Geld. 30.000, also 75 Prozent der Bewohner, haben einen ausländischen Pass. Monaco verlangt weder Einkommen – noch Vermögensteuer noch einen Obolus auf den Kapitalertrag. Ausgenommen sind Franzosen, die weiter in Frankreich besteuert werden. Anachronismus pur im 21. Jahrhundert? Nicht wenige der dort Wohnenden halten das monegassische Modell, bei dem der Fürst gleichzeitig große Teile des Landes besitzt, trotz diverser Korruptionsvorwürfe, durchaus für zukunftsfähig. Gerühmt wird die Abschottung gegen Armutsflüchtlinge, eine geringe Kriminalitätsrate, aber auch kreative Geschäftsmodelle bei der Gestaltung von Sportevents. Nicht zufällig lebt auch einer der Vordenker der so genannten »Privatstädte«
hier. Dem deutschen Juristen und Unternehmer Titus Gebel schweben neoliberale Territorien vor, die noch weit radikaler als Monaco Abschied nehmen von Demokratie und Gleichheitsgedanken.
Das Radio-Feature ist zu hören in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Weiterführende Informationen zur Idee der »freien Privatstädte« liefert die Folge »Reich und radikal: Wie Millionäre den Staat bekämpfen« des politisch-satirischen Fernsehformats »Reschke Fernsehen« vom Juni dieses Jahres.