Lehrkräfte-Handreichung zum Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus

Der Nahostkonflikt bestimmt den Alltag vieler Schulen, durch die sozialen Medien wird er Teil der jugendlichen Alltagswelt. Viele Jugendliche sind verunsichert und können die Konfliktlinien schwer einordnen. Lehrkräfte sehen sich vor der Herausforderung, den Terror der Hamas sachlich einzuordnen und gleichzeitig auf aufgewühlte Emotionen einzugehen. Ein Action-Kit der Amadeu Antonio Stiftung unterstützt Lehrkräfte als Handreichung dabei, auf die dringendsten Fragen in Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus einzugehen und ihren antisemitischen Gehalt einzuordnen.

Jeder fünfte Deutsche stimmt nach repräsentativen Umfragen judenfeindlichen Aussagen zu. Unter Jugendlichen sind die Werte nur geringfügig niedriger. Der Aussage »Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.« stimmen 18,2 % der befragten Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren zu. In Zeiten, in denen der Nahostkonflikt aufflammt – besonders im Moment – fühlen sich Jüdinnen und Juden massiv bedroht. Jüdische Kindergärten und Schulen sind in dieser Woche schätzungsweise nur zur Hälfte besucht, aus Sorge vor Übergriffen und Anschlägen. Israelbezogener Antisemitismus trifft Jüdinnen und Juden hier in Deutschland. Daher spielt auch der Schutz jüdischer Schüler:innen im Klassenraum eine relevante Rolle. Dies muss von Lehrkräften ebenfalls berücksichtigt werden. Unsere Handreichung soll auch hierfür eine Hilfestellung darstellen.

»Der widerwärtige antisemitische Terror gegen Israel führt wieder einmal zu antisemitischen Aktionen in Berlin – auch auf Berliner Schulhöfen. Der professionelle Umgang mit Israelfeindlichkeit und antiisraelischem Antisemitismus im schulischen Kontext ist absolut unverzichtbar. Die Solidarität mit Israel und der Kampf gegen Antisemitismus sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der die Schulen eine wichtige Schlüsselrolle übernehmen«, erklärt Samuel Salzborn, Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin.

Israelbezogener Antisemitismus überträgt antisemitische Stereotype auf den Staat Israel. Dazu gehört die Vorstellung, dass Israel ein bösartiger Staat sei, der nur Unheil über die Welt und die Palästinenser bringen würde. Jüdinnen und Juden werden pauschal für die Politik dieses Staates verantwortlich gemacht, dem Staat wird das Existenzrecht abgesprochen.

»Der israelbezogene Antisemitismus ist von der Kritik an der israelischen Regierungspolitik zu unterscheiden. Doch diese Unterscheidung stellt Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Seit dem Beginn des Hamas-Terrors gegen Israel erreichen uns täglich Anfragen zur Thematisierung des Nahostkonflikts im pädagogischen Kontext und zum Umgang mit tendenziell antisemitischen Parolen. Die Emotionen kochen hoch und schaffen Unsicherheiten. Lehrkräfte brauchen Unterstützung dabei, die antisemitischen Parolen zu verstehen und sachlich darauf reagieren zu können. Das Material antwortet genau auf das, was jetzt in den Schulen gebraucht wird«, sagt Timo Reinfrank, Vorstand der Amadeu Antonio Stiftung.

Das Action-Kit der Amadeu Antonio Stiftung ordnet die geläufigen Parolen ein und erklärt, was genau an ihnen der antisemitische Gehalt ist. Mit dieser praxisnahen Unterstützung können Lehrkräfte auf Parolen wie beispielsweise »Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man was gegen Juden hat« oder »Israel ist ein Apartheidstaat« reagieren und so entstehende Unsicherheiten und Emotionen auffangen. Zur Einordnung der Aussagen wird in der Handreichung der 3-D-Test genutzt, der Aussagen anhand der Kriterien Dämonisierung, Delegitimierung und Doppelte Standards auf ihren antisemitischen Gehalt bewertet.

Die Handreichung kann kostenfrei bei der Amadeu Antonio Stiftung heruntergeladen und bestellt werden

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