In der vierteiligen Doku-Podcast-Reihe „Erzähl mir von den Stätten des Schreckens“ von Bremen Zwei rekonstruiert Autor Florian Bänsch mit historischem Rohmaterial die Berichte von fünf Holocaust-Überlebenden. Sie sind in der ARD Audiothek verfügbar,
1980 reist der Bremer Filmemacher Karl Fruchtmann nach Israel und Polen, um dort Überlebende des Holocaust zu finden und mit ihnen zu sprechen. Aus den Interviews mit 60 Zeitzeugen entsteht die vierstündige ARD-Dokumentation Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk. Die Ausstrahlung im Jahr 1981 ist ein Novum: Zum ersten Mal sprechen Überlebende des Holocaust im deutschen Fernsehen. Ein Großteil der fast 40 Stunden Zeitzeugenberichte ist bis heute nicht veröffentlicht worden.
An Hand von vielen unveröffentlichten Aufnahmen des 2003 verstorbenen Bremer Filmemachers Karl Fruchtmann rekonstruiert Autor Florian Bänsch im Podcast “Erzähl mir von den Stätten des Schreckens“ vier Gespräche mit Überlebenden des Holocaust.
In der ersten Folge erzählt der Erzieher und Schulinspektor Karel Fischer von seiner freiwilligen Deportation nach Auschwitz – denn er will nicht von der Seite seiner Mutter weichen. Unter dem selbstgewählten Namen Avraham Ophir (Vater des Goldenen Landes) wird er Leiter einer Kindergruppe im Familienlager B2B in Auschwitz.
Ruth Elias erzählt von ihrer Schwangerschaft in verschiedenen Konzentrations- und Arbeitslagern, von ihrer Odyssee, die sie von Auschwitz nach Hamburg, nach Schwarzheide und von dort zurück nach Auschwitz führt – in die Hände von Josef Mengele, der als Lagerarzt im KZ Auschwitz-Birkenau menschenverachtende medizinische Experimente an Häftlingen durchführte.
Die beiden jungen Frauen Elsa Grodza und Käthe Ehrlich werden im Konzentrationslager Freundinnen. Elsa und Käthe erzählen nicht nur von ihren eigenen Erfahrungen, sondern auch die Geschichten vieler Frauen, die in den Lagern ermordet wurden. Das Interview endet mit zwiespältigen Gefühlen über die Befreiung in eine Welt, in der sie niemand ansehen oder ihnen zuhören wollte.
In der letzten Folge erzählt der Elektriker David Fuks vom Leben in einer fremden Haut. Dank einer falschen Identität als katholischer Dachdecker Jozef Zaborowski, entkommt er der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Polen – zumindest für kurze Zeit. Kurz vor der Befreiung soll David als letzter in einer Reihe von Häftlingen hingerichtet werden, doch er überlebt den Kugelhagel und robbt sich später aus dem Grab. „Der da erschossen wurde, war ein anderer. Es war Jozef Zaborowski“, erzählt David Fuks.
Auf den Aufnahmen von Karl Fruchtmann finden sich zutiefst erschreckende und bedrückende Berichte. Daneben beeindruckende Momente der Hoffnung, des inneren Widerstands und der Stärke. Es sind Erfahrungsberichte von ganz unterschiedlichen Menschen, die in den Interviews alle den gleichen Wunsch äußern: Gehört zu werden.