Betriebsübernahmen, Schließungen, Arbeitslosigkeit – die »Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums« privatisierte ab 1990 in nur vier Jahren die sogenannten volkseigenen Betriebe der DDR. Am Ende werden es rund 8.500 VEBs in 370 Kombinaten sein, von der Schiffswerft bis zur Autowerkstatt, vom Maschinenbaukombinat bis zur Tageszeitung.
Die Treuhand-Anstalt musste dabei die Volkswirtschaft eines ganzen Landes umbauen und schnell zahlreiche Investoren finden. Mit der Treuhand ist von beiden Seiten die große Hoffnung verbunden, durch die Politik der Sozialen Markwirtschaft in Ostdeutschland »blühende Landschaften« zu schaffen. Im Ergebnis wurden zwar viele Betriebe weitergeführt, gleichzeitig aber auch tausende abgewickelt und Millionen Menschen entlassen.
Das Wirken der Treuhand wird deswegen bis heute zwiespältig betrachtet, es prägt den Blick auf die Wiedervereinigung Deutschlands.
Datenprojekt dokumentiert Wege der ostdeutschen Betriebe
Im Rahmen eines crossmedialen Projekts der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in wurden tausende Seiten Treuhand-Publikationen, Betriebshandbücher und -listen digitalisiert und zu einer Datenbank zusammengefasst. Von anfänglich über 8.000 DDR-Betrieben, die in den Bestand der Treuhandanstalt übergingen, lässt sich für etwa 7.500 von ihnen nachvollziehen, was aus ihnen wurde und ob sie heute noch existieren.
Auf einer interaktiven Karte lässt sich die Geschichte der volkseigenen Betriebe – durch gezielte Suche nach Betrieben, in Regionen und Landkreisen oder der Rückverfolgung von typischen DDR-Produkten – nachvollziehen.
Ehemalige Mitarbeitende geben Einblicke in den Alltag einer Behörde
Für viele Mitarbeiter:innen waren die Jahre bei der Treuhand nur eine kurze Periode in ihrer beruflichen Laufbahn, und doch sind die Spuren bis heute vorhanden. Wer diese Menschen waren, welche Motivation sie für die Arbeit bei der Treuhand besaßen, welche Bezüge sie zur ehemaligen DDR mitbrachten und wie sie ihre Tätigkeit rückblickend einschätzen, steht im Mittelpunkt eines Interviewprojekts, bei dem 44 ehemalige Mitarbeiter:innen ein vielstimmiges Bild über die Treuhandanstalt zeichnen. Zu finden ist diese Interviewreihe auf der Website der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur.