Als Europa 1848 und ’49 erstmals eine Welle von Protesten und radikalen Umbrüchen mit dem Ziel der Demokratisierung und sozialer Gerechtigkeit erlebte, erreichten diese Forderungen auch die breite Masse Berlins. Am 18. März 1848 gingen Tausende auf die Barrikaden, die überall schnell improvisiert worden waren, als das Militär anrückte. Denn anstatt die Forderungen anzuhören, ließ der preußische König den Aufstand gewaltsam niederschlagen. Dennoch konnte auch sein Militär den Wandel in den Köpfen der Menschen nicht mehr aufhalten. 175 Jahre später soll an diese bedeutenden historischen Ereignisse mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm erinnert werden. Woran denkt man heute, wenn man Märzrevolution 1848 hört? Barrikadenkämpfe? Demokratie? Europa? Das Berliner Wochenende für die Demokratie am 18. und 19. März 2023 holt die Erinnerung an dieses bedeutsame historische Ereignis ins Jetzt zeigt auf, welche Vielfalt an Themen damit verbunden ist.
Das von Kulturprojekte Berlin in Kooperation mit über 20 Partner:innen ausgearbeitete Programm reicht dabei von künstlerischen Interventionen im Stadtraum über Ausstellungen und Talks bis hin zu Performances und interaktiven Führungen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast bei Eröffnung
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey lädt am 18. März 2023 um 11 Uhr zur Eröffnung des Berliner Wochenendes für die Demokratie sowie zum ersten Stadtspaziergang ein. Als Gast wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Eröffnung teilnehmen.
Kostenlose Stadtspaziergänge entlang von zehn Pop-Art-Figuren von Jim Avignon und Barrikade
Berliner:innen und Berlin-Gäste können an beiden Tagen gekennzeichnete Stadtspaziergänge auf den Spuren der Revolution unternehmen, alleine oder im Rahmen einer kostenlosen Führung. Diese finden zu jeder vollen Stunde statt, Ausgangspunkt ist die Installation einer Barrikade an einem historischen Schauplatz: Friedrichstraße Ecke Jägerstraße. Diese eindrucksvolle Intervention im Stadtraum ist den Barrikaden nachempfunden, die in Berlin erstmals 1848 errichtet wurden. Mit ihr rückt ein Stück Demokratiegeschichte als neue Art der kollektiven Erfahrung wieder auf die Karte. Hier befindet sich auch der zentrale Anlaufpunkt für Informationen rund um das Berliner Wochenende für die Demokratie.
Die Route des Stadtspaziergangs ist markiert durch zehn repräsentative Berliner:innen der Revolutionszeit. Gestaltet von dem international bekannten Künstler Jim Avignon erzählen überlebensgroße, im Pop-Art-Stil gestaltete Figuren wie der Arzt Rudolf Virchow oder die Frauenrechtlerin Louise Aston ihre Geschichte. Spaziergänger:innen können die biografischen Clips durch die Anwendung einer intuitiven und kostenlosen Smartphone-App abrufen und sich von den Revolutionär:innen ins Berlin 1848 mitnehmen lassen.
Das Programm des Wochenendes bietet an unterschiedlichen Orten Angebote für jeden Geschmack: Im Humboldt Forum werden noch bis zum 20. März ausgewählte Werke des bundesweiten Jugend-Plakatwettbewerbs prominenter Stelle im Foyer präsentiert, deren jugendliche Gewinner:innen am 18. März durch den Senator für Kultur und Europa Klaus Lederer ausgezeichnet werden.
Ganz neu gestaltet wird der Ausstellungsteil zur Revolution 1848/49 des Friedhofs der Märzgefallenen, die am 18. März um 14 Uhr von Kultursenator Klaus Lederer eröffnet wird. Bei der Gedenkstunde um 15 Uhr auf dem Friedhof sprechen unter anderem Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. Bereits um 12 Uhr gibt es am Brandenburger Tor das traditionelle Gedenken der Aktion 18. März.
Weitere Höhepunkte und Angebote
Zahlreiche Angebote richten sich an die ganze Familie: Im Humboldt Forum gibt es VR-Installationen, ein Escape Game für Mitbestimmung, eine mobile Druckwerkstatt, Bilderbuch-Lesungen und -Performances für Kinder; auf dem Friedhof der Märzgefallenen werden Familienführungen unter der Überschrift »Kartoffel, König, Kupferschmied« veranstaltet, das Museum für Kommunikation bietet zwei Workshops für Kinder – »DAFÜR!!! Alle Kinder haben Rechte« und »Tiere streiten für den FRIEDEN!« – an und das Zeughaus des Deutschen Historischen Museums lädt zu einer architektonischen Entdeckungstour mit dem Fernglas.
Viele beteiligte Einrichtungen bieten spannende Führungen an, die als Übersicht z. B. hier aufbereitet sind oder an der Barrikade als Infomaterial zur Verfügung stehen.
Weiter erwarten die Besucher:innen eine Aufführung von »Dantons Tod« im Maxim Gorki Theater, das Straßentheater »1848? März! – nach einer wahren Geschichte« des Arndt-Gymnasiums Dahlem und abends Musik mit DJ Yuriy Gurzhy, der »Lieder der Revolutionen« im Humboldt Forum auflegt.
Historische Doppeldecker fahren Besucher:innen zum Friedhof der Märzgefallenen und bei einer Schifffahrt über die Spree erfährt man vom Wasser aus mehr über »Rebellisches Berlin. Revolten und Revolutionen in Berlin«.
Das Gesamtvorhaben des Berliner Wochenendes für die Demokratie wird aus Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin ermöglicht.