Der Klimawandel stellt Gesellschaften weltweit vor gewaltige Herausforderungen. Im Begriff der Nachhaltigkeit scheint es einen Konsens darüber zu geben, wie mit dieser Bedrohung umgegangen werden kann. Trotz der vermeintlichen Einmütigkeit kommt es vermehrt zu Konflikten darüber, was genau unter Klimaschutz und nachhaltiger Lebensführung zu verstehen ist: Wie und von wem kann das erreicht werden? Und wie verhalten sich diese Bestrebungen zu demokratischen Systemen? Ein neues Buch mit Beiträgen aus dem Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) nähert sich den Erzählungen, Vorstellungen und ersten Manifestationen von Zukunft sowie dem darin implizierten Verhältnis von Demokratie, Nachhaltigkeit und Konflikt an.
Der Band umfasst insgesamt 21 Beiträge, die sich folgenden Fragen widmen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für demokratische Gesellschaften? Wie wird Nachhaltigkeit umgesetzt? Welche Konflikte können entstehen? Und wie können oder sollten Demokratien mit diesen Konflikten umgehen?
Bereits in seinem vorangestellten Vorwort betont Berthold Vogel, Direktor des SOFI, dass die »ökologische Frage, die Energiewende und der Abschied von fossilen Brennstoffen eminente soziale Fragen« sind. Gemeinsam mit Maike Simmank und Sarah Herbst, beide wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am SOFI, diskutieren die Autor:innen in ihrem Beitrag »Nachhaltigkeit in ländlichen Räumen?« das am SOFI mitentwickelte Konzept der Sozialen Orte als Infrastruktur des Zusammenhalts, welcher als Voraussetzung für diverse Nachhaltigkeitsbestrebungen betrachtet werden kann. Die Herausgeberinnen des Sammelbandes betonen, dass es ihnen wichtig war, keine abschließenden Antworten zu formulieren, sondern vielmehr das Feld der Fragen und Konfliktlinien aufzuspannen, aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und zur Diskussion zu stellen.
»Im Fazit unseres Sammelbandes haben wir uns bemüht, gemeinsame Linien, offene Fragen und auch scheinbar widersprüchliche Erkenntnisse in sieben Thesen zusammenzustellen«, erläutert Julia Zilles, ebenso Forscherin am SOFI und Mitherausgeberin: »So plädieren wir zum einen dafür, dass von umkämpften Zukünften im Plural gesprochen werden müsste, da sich etwa Zukunftserwartungen und -wünsche verschiedener gesellschaftlicher Gruppen unterscheiden. Zum anderen betonen wir, dass wir es mit einer gleichzeitigen Ungleichzeitigkeit zwischen den Anforderungen der Transformation inklusive ihrer dringend nötigen Geschwindigkeit und der gesellschaftlichen Transformationsbereitschaft zu tun haben. Zudem halten wir fest, dass alle Großerzählungen obsolet werden, wenn der von ihnen proklamierte Wandel ausbleibt.«
Der Sammelband ist digital via Open Access auf der Verlagsseite zugänglich.