Seit 2014 befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Philharmonie eine Gedenkstätte, die an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde erinnert: Ein Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde.
Mehrere Informationstafeln – auch in Leichter Sprache – und zwei Skulpturen weisen darauf hin, dass sich an diesem historischen Ort der Tiergartenstraße 4 die damalige „Zentraldienststelle T4“ befand, von der aus die systematische Ermordung von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten organisiert wurde. Beteiligt waren Mediziner und Juristen, die teilweise nach 1945 nahtlos in der jungen Bundesrepublik als Ärzte und Gutachter weiterarbeiteten. Zu den Opfern gehörten Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, sowie »rassisch« und sozial unerwünschte Menschen. Etwa 200.000 Menschen kamen durch die „Euthanasie“-Morde um, darunter etwa 8000 Kinder und Säuglinge. Etliche Menschen wurden auch zwangssterilisiert. Aus Schamgefühl wurde das Thema in den betroffenen Familien lange verschwiegen.
Erst in den 1980er Jahren rückte es stärker ins öffentliche Bewusstsein. Ein Anspruch auf Leistungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz haben »Euthanasie«-Opfer und Zwangssterilisierten bis heute nicht, auch wenn sie Leistungen nach einer Härtefallregelung erhalten können. Immer wieder neu stellt sich die Frage: Wie setzen wir uns heute mit dieser menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie und dem Gedenken an diejenigen, die ihr zum Opfer fielen, auseinander?
Mittlerweile gibt es einige Angebote in Leichter Sprache zu diesem Thema:- Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas organisiert Führungen am Gedenkort in Leichter Sprache.
- Die Webseite www.geschichte-inklusiv-sbg.de informiert anhand von Opfer- und Täterbiografien in Leichter Sprache über das Thema.
Am 2. September 2022 findet von 11.00 Uhr bis ungefähr 13.00 Uhr eine öffentliche inklusive Gedenkveranstaltung in der Tiergartenstraße 4 statt. Begleitet wird sie von der Aufführung des Theaterstückes “Hierbleiben, Spuren nach Grafeneck” des Theaters Tonne aus Reutlingen, an dem behinderte und nicht-behinderte, psychisch kranke und nicht-kranke Menschen mitwirken. Näheres finden Sie hier.