Echt authentisch? Ein neuer Hörspaziergang durch Potsdams Mitte

Ein neuer Audiowalk des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) lädt zu einer Tour durch Potsdam ein. An 15 Stationen schildern die Historikerinnen und Historiker, welche Rolle unterschiedliche Vorstellungen vom vermeintlich wahren Charakter Potsdams bei der Stadtgestaltung spielten und spielen.

Das alte Zentrum Potsdams wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Zu Zeiten der DDR veränderte dann die sozialistische Baupolitik das Stadtbild stark. Nach 1989/90 wurde das Zentrum der Stadt wiederum neugestaltet. Welche Gebäude aus welchen Zeiten erachtete wer in Potsdam als »authentisch«? Was sollte erhalten oder sogar wiederaufgebaut werden? Darüber stritt und streitet die Stadtgesellschaft immer wieder.

»Der neue Hörspaziergang des ZZF führt an ausgewählte Orte in der Potsdamer Innenstadt und geht ihrer jeweils behaupteten Authentizität nach«, erläutert ZZF-Historikerin Anja Tack, eine der Herausgeber:innen des Audiowalks »Echt authentisch?«. Ob eine Messingtafel am Kabinetthaus, die vage informiert, dass es »vermutlich« der Geburtsort Humboldts sei oder die Idee, einen Rosenduft einer bestimmten Zeit wiederzugewinnen oder das mühsame Freilegen übertünchter Mosaiksteine im Museum: die Idee der Authentizität entfaltet eine besondere Anziehungskraft. »Wir als Forscherinnen und Forscher geben Antworten darauf, was die Zuschreibung von Authentizität bedeutet und wer sie wann und warum verwendet. Und warum Authentizität Neugier weckt«, erklärt Achim Saupe, der am ZZF den Leibniz-Forschungsverbund »Wert der Vergangenheit« koordiniert.

In den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen geht es fast immer um die Stadtmitte. Dabei ist die Gestaltung des städtischen Zentrums vielerorts hoch umstritten, unter anderem weil es als wichtiger Ort gesellschaftlicher Machtrepräsentation verstanden wird. Der Audiowalk nimmt die bekannten Dispute um die Garnisonkirche und den Wiederaufbau des Stadtschlosses in den Blick, bietet aber auch Stationen zu weniger umstrittenen Orten wie der ehemaligen Gaststätte Minsk und dem Dampfmaschinenhaus.
Der Walk ist unter diesem Link kostenfrei abrufbar.

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