25. Juli 1872: In der Blumenstraße in Friedrichshain räumt ein Gerichtsvollzieher unter Polizeischutz die Wohnung des Tischlers Ferdinand Hartstock. Damit wurde eine Ereigniskette in Gang gesetzt, die unter dem Titel »Blumenstraßenkrawalle« ihren Weg in die Geschichtsbücher gefunden hat.
Aufgebrachte Nachbar:innen warfen in Folge der abendlichen Zwangsräumung Steine in Richtung der Fensterscheiben des Vermieters sowie der Polizisten. Es folgte ein mehrtägiger Straßenkampf, bei dem auch Barrikaden errichtet wurden. Erst drei Tage später gelang es dem Staat, die Situation zu beruhigen.
Die Zwangsräumung folgte einem damals gängigen Muster: Wenn Vermieter:innen bei Neuvermietung Aussicht auf eine höhere Miete hatten, setzten sie bestehende Mieter:innen unter einem Vorwand an die Luft. Mieter:innenrechte gibt es damals nicht.
WDR ZeitZeichen begibt sich in seiner heutigen Folge auf die Such nach Parallelen zwischen den Ereignissen vor 150 Jahren und einer Gegenwart, in der Investoren im großen Stil Wohnraum kaufen, um im Nachgang die bisherigen Mieter:innen mit bisweilen zweifelhaften Methoden zum Auszug zu bewegen.