BLoG-Spezial #2030: Kernenergie – Auferstehung aus Ruinen?

Die aktuelle Energiekrise in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bringt alte Diskussionen neu auf den Tisch: Welche Rolle kann die Atomkraft bei der Lösung unserer Versorgungsprobleme spielen? Darum geht es im vierten Teil unseres BLoG-Spezials zum Sommerkino #2030. Ein ARD radiofeature und eine ZDF-Dokumentation liefern Hinweise für die Einordnung.

Einst galt die Kraft der Kernspaltung auch in Deutschland als Garant für Wachstum, Wohlstand und Fortschritt. Der erste Atomreaktor lieferte ab 1961 Strom für die Bundesrepublik. Milliarden flossen über die Jahrzehnte in die Forschung und den Bau der Reaktoren. Bei der Beseitigung des strahlenden Mülls halfen Behörden großzügig – bis an die Grenzen der Legalität. Durch den GAU (=»Größter anzunehmender Unfall«) von Tschernobyl 1986 wuchsen die Zweifel an der Sicherheit der Atomkraft; die dreifache Kernschmelze von Fukushima 2011 zementierte den deutschen Ausstieg.

Der Abriss der Atomruinen wird Jahrzehnte dauern. Und weitere Milliarden verschlingen. Das größte Problem: der hoch radioaktive Müll. Wenn Ende dieses Jahres das letzte deutsche AKW abgeschaltet wird, dürften nach Schätzungen etwa 27 000 Kubikmeter – circa 1.900 Behälter mit Abfällen – übrig und noch viele hunderttausend Jahre gefährlich bleiben. Ein kostenintensives und nicht kalkulierbares Erbe an unsere Nachfahren.

Wie teuer ist Atomkraft wirklich und welche Kosten müssen die nachfolgenden Generationen tragen? Autor Tom Schimmeck hat für sein ARD radiofeature »Milliardengrab Atomkraft – Doku über unkalkulierbare Kosten« zu diesen und weiteren Fragen recherchiert und mit Experten, Befürwortern und Gegnern gesprochen.

Yasmin Polat und Tarkan Bagci sprachen für ihre ZDF-Dokumentation »Atomkraft – jein danke?« sowohl mit Gegnern wie mit Befürwortern der Atomkraft: von Klimaschützern und Aktivisten, die unterschiedlich auf die Kernkraft blicken, einem Forscher, der einen sicheren Kleinreaktor entwickeln will, über Politiker bis hin zum CEO des französischen Atomstrom-Staatskonzerns.

Dabei führt ihr Weg die beiden unter anderem auf Demos, tausend Meter unter die Erdoberfläche in das geplante Endlager Schacht Konrad und ins benachbarte Ausland, wo man ein ganz anderes Verhältnis zu der nuklearen Energiequelle hat.

Die Frage ist, ob die Regierung in Deutschland die richtige Entscheidung getroffen hat, aus der Kernenergie auszusteigen. Wäre es vielleicht möglich, Risiken und Sicherheitsbedenken durch mehr Forschung aus dem Weg zu räumen und auf diese Weise das Klima zu retten?

Yasmin Polat und Tarkan Bagci zeigen, wie schwierig es ist, für dieses Thema in der Grauzone die eine Wahrheit zu finden.