Im Sommer 1987 betritt der iranische Geflüchtete Kiomars Javadi einen Tübinger Supermarkt. Dort wird ihm Ladendiebstahl vorgeworfen, die Situation eskaliert und kurze Zeit später wird er von einem Angestellten in den Würgegriff genommen. 18 Minuten lang. Kiomars Javadi stirbt. Obwohl dieser Fall damals bundesweit Aufmerksamkeit erregt, gerät er in Vergessenheit. Der Mord am US-Amerikaner George Floyd weckt die Erinnerungen an Kiomars Javadi und wirft in Tübingen erneut die Frage auf: War Rassismus im Spiel?
In der neuen siebenteiligen True-Crime-Serie »Schwarz Rot Blut« von COSMO geht es um genau solche Fälle. Der Podcast rollt sieben Gewalttaten auf und begibt sich dabei auf eine erschütternde Reise durch die Zeit. Einmal quer durch Deutschland, vom Duisburg der 1980er Jahre bis ins niedersächsische Celle wenige Wochen nach dem Anschlag in Hanau.
Was alle Fälle gemeinsam haben: Während Betroffene und ihr Umfeld in ihnen ganz eindeutig rassistische Taten sehen, kommen Polizei und Justiz oft zu einem anderen Urteil. Denn nach wie vor gibt es bei der Anerkennung rassistischer Gewalt eine große Diskrepanz zwischen den offiziellen Zahlen der Bundesregierung und den Fällen, die von Journalist:innen und NGOs gelistet werden. Was bedeutet diese »Lücke« im Leben von Angehörigen und Betroffenen? Und was muss bei der Anerkennung rassistisch motivierter Straftaten besser laufen?
Ein Jahr lang haben die Journalist:innen Lena Kampf, Gilda Sahebi, Nele Posthausen, Andreas Spinrath und Marianna Deinyan zu diesen Fragen recherchiert. Sie haben mit Überlebenden, Angehörigen und Menschen aus dem Umfeld von Betroffenen gesprochen, Gerichtsakten gelesen und so die Taten rekonstruiert. »Schwarz Rot Blut« erklärt, welche Mechanismen und Strukturen diese Taten begünstigt haben, in welchem gesellschaftlichen Klima sie passiert sind und wie Rassismus vor Gericht verhandelt wird. Es geht um komplexe Fragen, wie: Inwiefern kann ein rassistisches Tatmotiv bei Täter:innen mit psychischer Erkrankung ermittelt werden? Wie wirken rassistische und sexistische Stereotype ineinander? Expert:innen wie Rassismusforscherin Sué Gonzalés Hauck, Psychiater Andreas Heinz, Juristin Kati Lang und Journalistin Heike Kleffner helfen bei der Einordnung.
Für die neue Leiterin der COSMO Digital-Unit, Miriam Hochhard, ist der Podcast ein Herzensprojekt: »Wir können mit ‚Schwarz Rot Blut‘ nicht nur den ersten Inhouse produzierten Storytelling Podcast bei COSMO anbieten, sondern ein Thema behandeln, worüber nie genug gesprochen werden kann: Rassistische Angriffe und Morde, die Betrachtung der gesellschaftspolitischen Strukturen, die diese Taten erst möglich machen und natürlich die Perspektive der Betroffenen.«
»Schwarz Rot Blut. Der True Crime Podcast über rassistische Gewalt in Deutschland« gibt es in der ARD Audiothek und überall dort, wo es Podcasts gibt.
Die Fälle:
Folge 1: »Tod im Supermarkt« – Kiomars Javadi, Tübingen 1987
Folge 2: »Mord an einer Shoa-Überlebenden« – Blanka Zmigrod, Frankfurt 1992
Folge 3: »Der Sexualmord« – Lǐ Yángjié, Dessau 2016
Folge 5: »Der Einzeltäter« – Carlos Fernando, Kolbermoor 1999
Folge 6: »Das Zufallsopfer« – Arkan Hussein Khalaf, Celle 2020