Fast 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges gibt es immer weniger Zeitzeug:innen, die von ihrer eigenen Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus berichten können. Grund genug also, sich mit neuen Formen und Themen der Erinnerungskultur zu beschäftigen. In einem Seminar unter der Leitung der Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Monika Schoop haben das 20 Studierende der Leuphana Universität Lüneburg getan. Mit Blick auf das ehemalige Frauenkonzentrationslager Ravensbrück haben sie neue thematische Aspekte der Erinnerungsarbeit verfolgt und einen vierteiligen Podcast produziert.
Im Rahmen des Seminars „Memory Lab – Erinnern an Ravensbrück“ besuchten die Studierenden die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, nahmen an einem Workshop teil und erkundeten vor Ort die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers, in dem in der Zeit von 1939 bis 1945 rund 141.000 Menschen inhaftiert waren und mindestens 28.000 Menschen ermordet wurden. Als Ergebnis ihrer Auseinandersetzung mit dem Ort und der Frage nach neuen Erinnerungsformen präsentieren die Studierenden jetzt einen selbstproduzierten vierteiligen Podcast. Dessen Themenschwerpunkte orientieren sich an den Besonderheiten des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück: Dabei geht es um die Frage, in welcher Form an wen erinnert wird und warum bestimmte Erinnerungen an den Rand gedrängt werden. Auch geschlechtsspezifische Aspekte nehmen die Studierenden in den Blick.
Die in Ravensbrück besonders präsente Frage nach der Erinnerung an Frauen wird in der ersten Folge am Beispiel einer illustrierten Erzählung der Geschichte von Francine R., einer ehemaligen Inhaftierten, aufgearbeitet. In am 12. Februar erscheinenden zweiten Folge wird es um die Stigmatisierung und späte Anerkennung der von den Nationalsozialisten als “Asoziale” verfolgten Menschen gehen. Die dritte Folge wird nochmals den Geschlechteraspekt von Erinnerung in den Blick nehmen und die Verurteilung und Wahrnehmung der Täterinnen thematisieren. Die letzte Folge wird den Bewohnerinnen und Bewohnern der angrenzenden Stadt Fürstenberg, ihrer damaligen Einbindung in Lageraktivitäten und ihrer heutigen Beziehung zur Gedenkstätte gewidmet sein.
„Wir sind der Mahn- und Gedenkstätte für ihre Unterstützung und die Möglichkeit, im Rahmen des Projekts ‚Silence is no longer here because of us’ an einem Workshop teilzunehmen, sehr dankbar”, sagt Professorin Schoop. So seien für die Studierenden beste Voraussetzungen geschaffen worden, das Thema Erinnerungskultur innovativ zu behandeln.
Der Podcast „Memory Lab – Erinnern an Ravensbrück“ ist auf Spotify, Apple Podcasts und podcast.de zu finden.