Sie planen ein Projekt der politischen Bildung für Berlinerinnen und Berliner? Dann können Sie noch bis zum 17. Januar bei uns einen Antrag auf Projektförderung bis 5.500,- Euro stellen. Der Bescheid über Bewilligung oder Ablehnung des jeweiligen Projekts wird versendet, nachdem der Berliner Landeshaushalt für 2022 beschlossen wurde.
Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
Vorrangig fördern wir Projekte zu den unten stehenden Schwerpunkten. Darüber hinaus können Projekte zu anderen Themen mit deutlichem Berlin-Bezug gefördert werden.
Themenschwerpunkte für die Projektförderung 2022:
1. Postkoloniales Berlin
In Berlin zeugen viele Spuren von der Geschichte des Kolonialismus: hier fand 1884 die Afrika-Konferenz statt, hier hatten koloniale Verwaltungen, Handelszentren und Verbände ihren Sitz, hierher wurden Kulturgüter aus den Kolonien verbracht. Am gravierendsten sind jedoch die mentalen Folgen der Kolonialität: Das „Ordnungssystem“ des Rassismus, das Menschen unterschiedlich bewertet und durch gesellschaftliche Praxis und Strukturen die einen privilegiert, die anderen diskriminiert, prägt unsere Gesellschaft. Zuletzt zeigte die Debatte um das Berliner Humboldt Forum, wie umstritten der Umgang mit dem Erbe des Kolonialismus ist.
Politische Bildungsangebote – sowohl in historischer als auch in aktueller Ausrichtung – tragen dazu bei, postkoloniale Strukturen wahrzunehmen, kritisch zu reflektieren und Strategien dagegen zu entwickeln.
2. Solidarität in Zeiten von Differenz
Der gesellschaftliche Zusammenhalt scheint brüchig geworden zu sein. Traditionelle Milieus haben sich aufgelöst und neue Orte des Gemeinsinns sind erst im Entstehen begriffen. Die Überwindung gesellschaftlicher Spaltungen – sozial und politisch – wird immer herausfordernder.
Der Begriff der Solidarität beruht klassisch auf der Idee gemeinsamer Erfahrung und Interessen. Wie aber ist Solidarität zwischen gesellschaftlichen Gruppen, die weder gleiche Erfahrungen teilen noch gleiche Interessen verfolgen, vorstellbar? Von den großen Leitideen der bürgerlichen Gesellschaft „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ (seit dem 19. Jahrhundert als Solidarität übersetzt) scheint die Solidarität wieder an Bedeutung zu gewinnen und ist zugleich schwierig zu realisieren.
Wir fördern Bildungsprojekte, die das Spannungsfeld zwischen Gleichheit, Differenz und verbindender Solidarität in den Blick nehmen und den Zusammenhalt in Zeiten der Differenz stärken.
3. 80 Jahre Wannsee-Konferenz
Vor 80 Jahren, am 20. Januar 1942, fand am Großen Wannsee eine Sitzung hochrangiger Behördenvertreter statt, auf der die Deportation und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden besprochen und koordiniert wurde. Das Protokoll dieser Sitzung führt uns vor Augen, wie die massenhafte Ermordung dieser Menschen als eine „Verwaltungsangelegenheit“ des Staates behandelt wurde. Es wurde definiert, wer von den Verfolgungsmaßnahmen erfasst werden sollte, die Zahl der betroffenen Menschen europaweit berechnet und die Zuständigkeiten festgelegt. Der deutsche Staat wurde zum Akteur kaum vorstellbarer Verbrechen.
Die Auseinandersetzung mit der Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung von Menschen muss in jeder Generation neu erfolgen. Die Berliner Landeszentrale fördert Projekte, die sowohl die historischen Ereignisse selbst als auch ihre Nachwirkungen bis in unsere Gegenwart in den Blick nehmen. Die Thematik kann in der Projektarbeit auf verschiedene in der NS-Zeit verfolgte Gruppen erweitert werden.
4. Digitale politische Bildung
Die Digitalisierung verändert unsere politische Kultur rasant und tiefgreifend. Dies wurde durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt. Information, Meinungsbildung, Debatte und die Möglichkeit zur Teilhabe finden zunehmend in digitalen Formen statt. Damit einher gehen Herausforderungen wie Falschinformationen, Hate Speech oder emotionalisierende Inhalte, die die Aufmerksamkeit der Nutzenden von relevanten Themen ablenken. Wer politische Bildung anbietet, muss die digitale Welt im Blick haben und danach fragen, welche Kompetenzen die Bürger:innen brauchen, um sich mündig in ihr bewegen zu können.
Die Landeszentrale fördert Projekte der digitalen Bildung für Jugendliche und Erwachsene und innovative Formate, die eine demokratische Zivilgesellschaft im digitalen Zeitalter stärken.
5. Junge Erwachsene treffen Politiker:innen
Politik scheint vielen Jugendlichen weit weg vom eigenen Alltag zu sein. Politische Debatten und Entscheidungsprozesse wirken oft unverständlich und abstrakt, vielleicht auch nicht vertrauenswürdig. Auf der anderen Seite stehen auch Politik-Profis den Lebenswelten junger Erwachsener oft mit einer gewissen Fremdheit gegenüber.
Die Landeszentrale fördert Begegnungen und den Dialog zwischen Politikerinnen und Politikern und jungen Erwachsenen. Der persönliche Austausch, verbunden mit einer Auseinandersetzung mit verschiedenen politischen Positionen, soll Interesse an Politik wecken und zum gegenseitigen Verständnis beitragen.
6. Mit Schülervertretungen Demokratie und Teilhabe an Schulen stärken
Die Schule ist ein Lernort und Lebensort, an dem Demokratie eingeübt werden kann. Dabei spielen Schülervertretungen eine zentrale Rolle. Manchmal führen die Schülervertretungen jedoch ein Schattendasein. Sei es durch fehlende Kontinuität, mangelnde Unterstützung der Lehrkräfte oder zu wenig Interesse bei den Schülerinnen und Schülern selbst.
Die Landeszentrale möchte dabei helfen, frischen Schwung in die SV-Arbeit zu bringen. Sie fördert Projekte, mit denen Schülervertretungen initiiert oder gestärkt werden. Neben klassischen Seminaren oder Fahrten sind auch Audits, Zukunftswerkstätten oder Open Space Veranstaltungen mögliche Formate. Oder gibt es an Ihrer Schule eine ganz andere Idee?