Während der NS-„Euthanasie“ wurden hunderttausende Menschen nach dem sog. „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN) umgebracht oder zwangssterilisiert. Die an der „Euthanasie“ Beteiligten konnten nach dem Krieg vielfach wieder ungehindert ihren Tätigkeiten als Ärzte und Gutachter nachgehen.
Die Opfer hingegen hatten lange Zeit keine Möglichkeit, Ansprüche nach dem Bundesentschädigungsgesetz geltend zu machen, da sie nicht als NS-Verfolgte anerkannt wurden. Sie hatten kaum eine Lobby.
Erst in den 80er- und 90er-Jahren wurde das Thema durch Betroffene, Angehörige und einige engagierte Ärzte in die Öffentlichkeit getragen und der rassistische Charakter des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ historisch belegt. Seit 1980 besteht die Möglichkeit, eine Entschädigung geltend zu machen. Und seit 2002 können die Kinder der im Verlauf der „Euthanasie“ ermordeten Opfer eine Einmalzahlung erhalten.
In einem Online-Workshop am 12. Mai 2021 von 14.30 – 16.00 Uhr führt der Historiker Robert Parzer in das Thema der NS-„Euthanasie“-Verbrechen ein. Außerdem stellt Julia Gilfert, die Enkelin eines Euthanasieopfers, die Biografie ihres Großvaters und die Auswirkungen seiner Geschichte auf die weitere Familiengeschichte bis in die Gegenwart hinein, dar.
Eine digitale Führung durch die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg und ein anschließendes Gespräch mit Christian Marx (Gedenkstätten-Pädagoge) und Kerstin Latzke (Gedenkstätten-Guide) finden am 27. Mai 2021, 12.30 bis 14.30 Uhr online statt. Es wird die Biografie eines überlebenden Opfers vorgestellt und über das Inklusions-Projekt der Gedenkstätte berichtet. Die Gedenkstätte erinnert an die über 9.000 Menschen, die auf dem Gelände des Alten Zuchthauses durch die Nationalsozialisten ermordet wurden.
Beide Veranstaltungen sind kostenfrei, werden im Internet im Zoom stattfinden und in Deutsche Gebärdensprache live übersetzt. Eine Anmeldung ist für beide Tage oder nur für eine einzelne Veranstaltung möglich. Weitere Informationen unter www.andersartig-gedenken.de