Historie

1. Justizstandort Berlin-Moabit

In unmittelbarer Nähe der heutigen Justizvollzugsanstalt wurde als erstes preußisches Mustergefängnis für Einzelhaft vor den Toren der Stadt das königliche Zellengefängnis errichtet, von dem wenige Reste (Teile der früheren Anstaltsmauer und Beamtenwohnhäuser) noch heute zwischen der Lehrter Straße, der Invalidenstraße und dem Neubau des Lehrter Bahnhofs besichtigt werden können. Dieses wurde bereits 1849 in Betrieb genommen. Dort hat Johann Hinrich Wichern seine Gefängnisreform mehrere Jahre lang erprobt und systematisch durchgeführt. Dieses sogenannte Moabiter Zellengefängnis (Königliche Strafanstalt Moabit), nach dem Vorbild der Haftanstalt in Pentonville bei London entstanden, ist im zweiten Weltkrieg sehr stark beschädigt und 1955 abgerissen worden.

2. Geschichte der Justizvollzugsanstalt Moabit

Das königliche Untersuchungsgefängnis im Stadtteil Moabit wurde zusammen mit dem alten Kriminalgerichtsgebäude an der Ecke Alt-Moabit/Rathenower Straße in der Zeit von 1877 bis 1881 errichtet und im selben Jahr belegt. Zu diesem Gefängniskomplex gehörten anfangs das sternförmige große Männergefängnis mit fünf panoptischen Flügeln und der großen, mit einer Kuppel überdachten Mittelhalle, das kleine Männergefängnis mit Krankenabteilung, das sogenannte „Weibergefängnis“, ein Küchengebäude, ein Verwaltungsgebäude und ein Beamtenwohnhaus.

Bereits vor der Fertigstellung des neuen Kriminalgerichtsgebäudes in der Turmstraße für das Landgericht 1, 2 und 3 im Jahre 1906 wurde 1905 das Gefängnis 2 (Teilanstalt 2) als Erweiterungsbau der Haftanstalt mit direktem Zugang für Untersuchungsgefangene zum Landgericht bezugsfertig.

Das kleine Männergefängnis wurde 1913 aufgestockt, umgebaut und zum Krankenhaus der Berliner Vollzugsanstalten der Berliner Justiz umgewandelt.

Im Rahmen einer Reform des Strafvollzuges wurde 1930 im Gefängnis 2 die erste kriminalbiologische Forschungsstelle in Preußen eingerichtet.

In Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur erhielt das Untersuchungsgefängnis ein anderes Gesicht. Viele sich dem Regime Entgegenstellende, aber oftmals auch unpolitische Personen, wurden bereits wegen oppositioneller Äußerungen inhaftiert.

Zu den politischen Gefangenen gehörten unter anderem Georgij Dimitroff, Ernst Thälmann, Gustav Böß und Hermann Müller.

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile des Anstaltskomplexes beschädigt und das alte Kriminalgerichtsgebäude stark zerstört, woraufhin die Ruine 1953 abgetragen wurde.

Die Wiederherstellung des Gefängnisses 2 erfolgte von 1955 bis 1962. Im Jahr 1963 begannen allgemeine Instandsetzungsarbeiten sowie der Neubau des Verwaltungsgebäudes mit einem Sprechstundenbereich, welche 1967 fertiggestellt wurden. Weiterhin wurde das Gefängnis 2, die heutige Teilanstalt 2, erweitert. Die Frauen verließen 1971 die heutige Teilanstalt 3. Sie bleib erstmal geschlossen. Von 1974 bis 1977 konnte das frühere „Weibergefängnis“, die heutige Teilanstalt 3, vollständig erneuert und für den Wohngruppenvollzug eingerichtet werden.
Der Wohngruppenvollzug entsprach damit dem Resozialisierungsgebot des im Jahr 1977 in Kraft getretenen Strafvollzugsgesetz.

Die Justizvollzugsanstalt Moabit steht unter Denkmalschutz.

3. Baugeschichte der Justizvollzugsanstalt Moabit

  • 1875

    Erwerb eines Grundstücks am Kleinen Tiergarten im Stadtteil Moabit Geländegröße: 40922 Quadratmeter (für das Untersuchungsgefängnis und das alte Kriminalgericht)

  • 1877 – 1881

    Neubau eines Kriminalgerichts Etablissements; Baukostenaufwand: 3,2 Millionen RM (Reichsmark) ohne Sachkosten, mit Sachkosten (Ausstattung): 3,8 Millionen RM

  • 01.09.1881

    amtliche Übergabe des königlichen Untersuchungsgefängnisses im Stadtteil Moabit mit den Bereichen:
    • großes Männergefängnis (heutige Teilanstalt 1)
    • Weibergefängnis (heutige Teilanstalt 3)
    • kleines Männergefängnis mit Lazarettabteilung
  • 1903 – 1905

    Bau und Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus Gefängnis 2 (heutige Teilanstalt 2)
    Belegungsfähigkeit nunmehr gesamt: 1571 Plätze (1276 Männer, 295 Frauen)

  • 1913

    Umbau des kleinen Männergefängnisses und des Lazaretts (Aufstockung einer 3. und 4. Etage)

  • 1927 – 1928

    Dachgeschossausbau des Frauengefängnisses (heutiger Mehrzweckraum der Teilanstalt 3)

  • 1929

    Einrichtung der ersten kriminalbiologischen Forschungsstelle in Preußen mit einer Aufnahmeabteilung zur Persönlichkeitsforschung

  • 1940 – 1945

    Große Beschädigungen des Anstaltskomplexes im Zuge des zweiten Weltkrieges

  • 1947

    Instandsetzungsarbeiten an den Gefängnissen 1 und 2 (heutige Teilanstalt 1 und Teilanstalt 2)

  • 1955 – 1962

    Wiederherstellung des Gefängnisses 2 (heutige Teilanstalt 2)

  • 1963 – 1967

    Erneuerung der Versorgungsanlagen und allgemeine Instandsetzung im Gefängnis 1 (heutige Teilanstalt 1) sowie zweihüftige Erweiterung am Gefängnis 2 (heutige Teilanstalt 2) in Form eines nach Westen vorgesetzten Kopfbaus

  • 1963

    Abriss des alten Verwaltungsgebäudes

  • 1964

    Bau des neuen Verwaltungsgebäudes mit Pforte 1 und 2

  • 1966

    Bezug des neuen Verwaltungsgebäudes

  • 1971

    Schließung des Frauengefängnisses (heutige Teilanstalt 3)
    Verlegung der weiblichen Gefangenen in die Lehrter Straße 61

  • 1974 – 1977

    Erneuerung weiterer Versorgungseinrichtungen in der Teilanstalt 1, Bau von zwei modernen Fahrzeugschleusen (Rathenower Straße)

  • 1976 – 1977

    Komplettsanierung des ehemaligen Frauengefängnisses (heutige Teilanstalt 3) für 7,5 Millionen DM

  • 01.01.1978

    Inbetriebnahme der heutigen Teilanstalt 3 für den Wohngruppenvollzug

  • 1978 – 1980

    Einrichtung eines Hochsicherheitsbereichs mit eigenem Freistundenhof für 27 Gefangene aus dem Terrorismusbereich (“Deutscher Herbst”) in der Teilanstalt 1 für 6,5 Millionen DM

  • 1982 – 1983

    Abriss des Beamtenwohnhauses

  • 1989

    Schließung des Hochsicherheitsbereiches

  • 2002 – 2006

    Sanierung des B-Flügels der Teilanstalt 1

  • 2005

    Auszug des Krankenhauses der Berliner Vollzugsanstalten und Umzug in die JVA Plötzensee

  • 2006 – 2009

    Sanierung der Teilanstalt 4

  • 2012 – 2015

    Sanierung der Teilanstalt 3

  • Arbeitsbetrieb für Frauen

    Arbeitsbetrieb für Frauen

  • Blick auf den A-Flügel

    Blick auf den A-Flügel

  • Blick aus dem Verwaltungsgebäude

    Blick aus dem Verwaltungsgebäude

  • Essenausgabe auf D2

    Essenausgabe auf D2

  • Fahrzeuge der Fahrbereitschaft

    Fahrzeuge der Fahrbereitschaft

  • Gefängnispersonal

    Gefängnispersonal

  • Gefangener in Zelle 2

    Gefangener in Zelle beim Lesen

  • Gemeinschaftszelle Haus 2

    Gemeinschaftszelle in Haus 2

  • Häftlingsgeschirr

    Häftlingsgeschirr

  • Schneiderei im Frauenhaus

    Schneiderei im Frauenhaus

  • Spazierhof

    Spazierhof

  • Teilanstalt 1 A-Flügel

    Teilanstalt 1 A-Flügel

  • Teilanstalt 1

    Teilanstalt 1

  • Verwaltungsgebäude mit Blick auf die Teilanstalt 2

    Verwaltungsgebäude mit Blick auf die Teilanstalt 2

  • Verwaltungsgebäude

    Verwaltungsgebäude

  • Zellenansicht

    Zellenansicht

  • Zellenarbeiterin

    Zellenarbeiterin

  • Zellengefängnis Lehrter Straße

    Zellengefängnis Lehrter Straße