Geschichte des Ortsteils Bohnsdorf

Dorfkirche in Bohnsdorf

Geschichte

Die erste Erwähnung des Ortes im Landbuch Kaiser Karls IV. anlässlich eines Besitzerwechsels um 1375 lässt eine Ortsgründung vor Ende des 13. Jahrhunderts vermuten. Bei Niederschrift des Landbuches gehörte das Dorf dem Berliner Lehnsbürger Hans von Aken. Die Dorfherrschaft wechselte in den folgenden Jahrzehnten häufig.

Im historischen Ortskern wurde ab 1755 statt der zwischen 1375 und 1449 erbauten Kirche ein Neubau errichtet, der bis in die heutige Zeit vielerlei Veränderungen erfuhr. Im Ersten Weltkrieg im Jahr 1917 wurde die größere der beiden Bronzeglocken und die zinnernen Orgelpfeifen zu Kriegszwecken entfernt und eingeschmolzen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Messingkronleuchter ebenfalls eingeschmolzen. Aber die Kirche am Dorfplatz selbst überdauerte die beiden Weltkriege. Als einziger barocker Sakralbau der Region neben der Sophienkirche in Berlin-Mitte und dem Kloster Neuzelle, stellt sie ein besonderes Kleinod des Denkmalschutzes dar.

Auch der Dorfplatz selbst steht unter Denkmalschutz. Bemerkenswert sind um 1885 gebaute Höfe mit Scheune, Stallungen und Taubenhaus (Dorfplatz 3 und 7).

Bewegte Zeiten erlebte auch die weiter nördlich gelegene, 1898 von Max Buntzel auf dem Falkenberg errichtete schlossähnliche Villa, ab 1924 zunächst als Erholungsheim Hedwigshöhe, dann als Krankenhaus gleichen Namens genutzt. Nachdem die Hedwigshöhe von 1938 an als Priesterseminar genutzt worden war, beschlagnahmte die Gestapo am 1. August 1941 Haus und Gelände. Die Geistlichen mussten innerhalb von 48 Stunden ausziehen, die Ordensschwestern blieben und pflegten Verwundete. Seit Februar 2003 gibt es hier auch eine Fachabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie. Am modernen Krankenhaus weist noch die Freitreppe auf das frühere “Schlösschen” hin.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Bohnsdorf durch die vorüberziehenden Truppen mehrfach geplündert und verwüstet. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1648, lebte in Bohnsdorf nicht einmal mehr ein Viertel der ursprünglichen Bevölkerung rund um die stark zerstörte mittelalterliche Dorfkirche.

Anfang des 20. Jahrhunderts war am Fuße der mit fast 60 Metern höchsten Erhebung der Teltowhochfläche die Gartenstadt Falkenberg gegründet worden. Eine bunt gemischte Schar von Freigeistern gab hier ihre Antwort auf das graue Mietskasernenelend. Als Genossenschaftler sollten auch Minderbemittelte billig und doch schön wohnen. Der Architekt und spätere Stadtbaurat Professor Bruno Taut verlieh den Häusern individuelle Merkmale, gestaltete Fassaden in damals Aufsehen erregenden Farben. Das vor allem im Umfeld der Arbeitergenossenschaft Paradies entstandene reiche Gemeinschaftsleben Bohnsdorfs fand im Jahre 1933 ein jähes Ende. Ein Gedenkstein in der Dahmestraße mit den Namen von sieben Bohnsdorfern kündet von mutigem Widerstand gegen die NS-Diktatur. In den 1990er Jahren begann man die vorsichtige Rekonstruktion des mittlerweile denkmalgeschützten Ensembles.

Bohnsdorf heute

Das Welterbe-Komitee hat bei seiner 32. Sitzung in Québec/Kanada am 07.07.2008 beschlossen, sechs Siedlungen der Berliner Moderne in die Welterbe-Liste der UNESCO aufzunehmen. Den Antrag dazu hatte Senatorin Ingeborg Junge-Reyer 2006 gestellt. Er entspricht der UNESCO-Strategie, Stätten der Moderne verstärkt als Welterbe zu schützen. Die Siedlungen zeichnen sich international nicht nur durch ihre große Bedeutung, sondern auch durch ihren guten Erhaltungszustand aus.

Die älteste der sechs Siedlungen ist die Gartenstadt Falkenberg von Bruno Taut. Sie ist noch der in England von Ebenezer Howard entwickelten Gartenstadtidee und dem damit verbundenen baugenossenschaftlichen Siedlungs- und Lebensmodell verpflichtet. Die Häuser des ersten Bauabschnitts gruppieren sich um den intimen “Akazienhof”. Im zweiten Abschnitt staffelte Taut unterschiedlich proportionierte Haustypen zu versetzt angeordneten Reihen und Gruppen.

Auffälligstes Merkmal der Siedlung ist ihre expressive Farbigkeit. Sie artikuliert die Prinzipien der architektonischen und städtebaulichen Komposition und bildet zugleich eine bewusste Alternative zur bis dahin üblichen, teuren Bauskulptur und Ornamentik.

Farblich kontrastierende Baudetails – Fenster, Fensterläden, Gesimse, Brüstungen, Veranden und hölzerne Balkonbrüstungen – verstärken die Wirkung der Fassadenfarben, bilden aber auch eine gestalterische Klammer über alle Bauten hinweg.

Ganz im Süden des Ortsteils, der durch die Bundesautobahn 117 zerschnitten wird, ragt ein kleiner Teil des außerhalb Berlins gelegenen Flughafens Schönefeld in den Ortsteil. Dieser wird zur Zeit zum größten Flughafen der Region Berlin-Brandenburg ausgebaut (“BER Berlin Brandenburg Airport, Willy Brandt”) und den Flughafen Tegel ersetzen.

Persönlichkeiten und Ehrengräber