Pressemitteilung zum Salongespräch „Social freezing – Fruchtbarkeitserhalt für älter werdende Frauen“
Sexualität, Partnerschaft und Kinderwunsch sind einige der Tätigkeitsfelder des Berliner Familienplanungszentrum – BALANCE (FPZ): Diesbezügliche Themen werden u. a. im Rahmen von Salongesprächen und Fachveranstaltungen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
So fand im September ein Salongespräch zum Thema „Familienmodelle“ statt: ‘Mama, Papa, Kind war gestern – Familie neu denken!’, dem ein Presseartikel über das höchst aktuelle Thema der späten Vaterschaft folgte.
Im Salon am 27. November 2013 ging es nunmehr um den Wunsch, den Zeitpunkt des Kinderkriegens so frei wie möglich zu gestalten. Diskutiert wurde über die Möglichkeit des „social egg freezing“, des Einfrierens von Eizellen aus persönlichen oder sozialen Gründen.
Zu Beginn stellte der Reproduktionsmediziner Dr. med. Matthias Bloechle die Methode des Einfrierens von Eizellen vor und berichtete von den Erfahrungen aus seiner Praxis, dem „Kinderwunschzentrum an der Gedächtniskirche“. Der Verlauf der Fruchtbarkeitsrate, die Kosten einer solchen Prozedur sowie die Kontroverse ´Karriere vs. Kinderwunsch´ bei Frauen wurde mittels konkreter Daten illustriert. Der Reproduktionsmediziner sieht in diesem technischen Fortschritt eine Möglichkeit des Fruchtbarkeitserhalts gerade für junge Frauen, da so dem altersabhängigen Rückgang der Fruchtbarkeit entgegengewirkt werden kann: „Die Kryokonservierung ist ein Instrument, die Frauen in ihrer Selbstbestimmung über ihren Kinderwunsch zu unterstützen“. Bloechle zeigte anhand von Umfrageergebnissen den gesellschaftlichen Trend zur späteren Familienplanung, der fatalerweise mit weit verbreiteten falschen Vorstellungen über die biologischen Grenzen der Fruchtbarkeit einhergeht. Hier sieht
er dringenden Aufklärungsbedarf. Auch im folgenden Vortrag von Dr. med. Gabriele Halder – Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Praxis „Frauenärztinnen am Bundesplatz“, Gründerin und Vorstandsmitglied des FPZ, ging es um die Aufklärungspflicht von Ärzt_innen, die im Patientenrechtegesetz (§§ 630a – 630h BGB) formuliert sind. Ziel des Gesetzgebers ist die Reduktion der Wissenshierachie zwischen Patient_innen und Ärzt_innen, so dass ein Austausch auf Augenhöhe möglich ist. Anhand des ärztlichen Beratungsgespräches über die Möglichkeit des Fruchtbarkeitserhalts und der entsprechenden Methoden zeigte Halder das Spannungsfeld zwischen Aufklärungspflicht und eigenem Standpunkt zum Thema auf.
Erika Feyerabend, Sozialwissenschaftlerin und Journalistin aus Essen, Mitglied des Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF), beleuchtete „social freezing“ aus einer anderen Perspektive. Sie kritisierte die Methode als eine weitere Form der „Lifestyle-Medizin“, die sich nicht nur vom ursprünglichen „Heilsauftrag“ der Medizin entfernt, sondern durch dieses Angebot erst Nachfrage und Bedürfnisse erzeugt. So sieht sie im „social freezing“ den Trend zur „wunscherfüllenden Medizin“, ohne dass sie hier eine wirkliche Stärkung der Selbstbestimmung von Frauen erkennen kann.
In der eröffneten Diskussion wurden auch vom Publikum weitere Aspekte des „social freezing“ eingebracht, etwa die Auswirkung der späten Elternschaft auf die Kinder, aber auch die Chance für Frauen ihre berufliche Karriere, unabhängig von Kinderwunsch zu gestalten. Ob „social freezing“ für die Frauen und ihre persönliche Lebensplanung wirklich hilfreich ist, bleibt auch nach diesem spannenden Abend eine offene Frage.
Fragen der Presse beantwortet Sybill Schulz, Geschäftsführerin des Familienplanungszentrum – BALANCE, Tel.: (030) 236 236 842 oder E-Mail sybill.schulz@fpz-berlin.de