Das heutige Niederschöneweide wird erstmals 1598 als “Schöne Weyde” in einer kurfürstlichen Reisebeschreibung erwähnt. Alte Karten zeigen auf der ausgedehnten Uferwiese links der Spree eine kleine Ansiedlung mit dem ungewöhnlichen Namen “Theer Ofer”. Diese spätere Teerschwele verlor zur Zeit der friederizianischen Binnenkolonisation an Bedeutung. Stattdessen ließ die benachbarte Köpenicker Textilerzeugung auf der schönen Weide ein blühendes Bleichereigewerbe entstehen. Um 1800 bewohnten 42 Menschen die Etablissements bei Köpenick.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts prägten den Ort, trotz seiner industriellen Entwicklung, noch Naherholung und Gartenlokale. Nachdem Niederschöneweide im August 1878 den Status einer selbstständigen Landgemeinde erlangt hatte, trat der Charakter einer gründerzeitlichen Industrieansiedlung immer mehr in den Vordergrund. 1885 wurde eine Kettenfähre zur Spreeüberquerung angelegt, 1898 dann der in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs von Hitlers SS gesprengte Kaisersteg nach Oberschöneweide (2007 neu errichtet). Mit zwei weiteren Brücken, einer Pferdestraßenbahn von Köpenick nach Oberschöneweide (1910) und dem Bahnhof (1885) samt Ausbesserungswerk war Schöneweide Verkehrsknotenpunkt der Region. Aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist, als einziges in Berlin, das Zwangsarbeiterlager in Niederschöneweide, zwischen Britzer, Köllnischer und Grimaustraße gelegen, erhalten geblieben. In Berlin als wichtigstem Rüstungsstandort des Deutschen Reiches mussten im
Verlaufe des Krieges über eine halbe Million Menschen Zwangsarbeit leisten. Das Lager legt Zeugnis ab von der unmenschlichen Ausbeutung und Behandlung der Zwangsarbeiter aus ganz Europa. Im Jahr 2006 ist hier eine Gedenk- und Erinnerungsstätte entstanden.