Berlin war das erste Bundesland, in dem es ein „Gesetz zur Stärkung der Mitwirkungsrechte der Seniorinnen und Senioren am gesellschaftlichen Leben” gab. Dazu hat das bürgerschaftliche Engagement von Herta Kuhrig ganz sicher beigetragen.
Sie vertritt ehrenamtlich seit fast 20 Jahren im Bezirk und darüber hinaus vor allem die Interessen der Seniorinnen und Senioren. Als 1991 die Seniorenvertretung Köpenick gegründet wurde, war sie zunächst stellvertretende Vorsitzende, dann Co-Vorsitzende. Seit Ende der 90er Jahre bis zum Jahr 20 11 war sie Vorsitzende der Seniorenvertretung Treptow-Köpenick, in dieser Funktion auch Mitglied des Landesseniorenbeirates und der Landesseniorenvertretung.
Wenn sich Herta Kuhrig vor allem für die älteren Bürgerinnen und Bürger des Bezirkes zuständig fühlte und fühlt, wenn sie vor allem über das Generationsverhältnis nachdenkt und Debatten dazu anregt, dann bedeutet das nicht, dass sie sich nicht mehr für das Geschlechterverhältnis interessiert. Die gesellschaftlichen Veränderungen 1989/1990 bedeuteten für sie nicht nur den Zusammenbruch ihrer Lebensideale und nicht nur das Ende ihrer beruflichen Karriere als Sozialforscherin und Doyenne der DDR-Frauenforschung. Die Wende bedeutete für sie auch, so sieht es zumindest heute, einen hoffnungsvollen Anfang.
Die Aufarbeitung, die kritische und selbstkritische Rückschau auf die DDR hält sie inzwischen für eine der wichtigsten politischen Aufgaben der Ostdeutschen ihrer Altersgruppe. „Das kann uns niemand abnehmen, weil wir die letzte Generation sind, die noch den Zweiten Weltkrieg erlebt hat und die gleichzeitig über langjährige Erfahrungen mit dem DDR-Sozialismus verfügt. Wir müssen ein differenziertes Bild hinterlassen, weil es in der DDR nicht nur den Widerstand gab. Die anderen, solche wie mich, gab es auch. Und das müssen wir auch aushallen, wenn es weh tut, die eigenen Defizite zur Sprache kommen.”
Trotz dieser selbst verordneten Aufforderung zur Rückschau (vielleicht auch ihretwegen) verbreitet Herta Kuhrig immer wieder Zukunftsoptimismus – mit ihrer bewundernswerten Aktivität und vielfältigen Interessiertheit, mit ihrem Mitgefühl für andere und ihren geistreichen Analysen, mit ihrer Fähigkeit zu vernetzen und gleichzeitig die Dinge auf den kritischen Punkt zu bringen.
Insofern ist sie nicht nur wegen ihrer akademischen Leistungen, ihres leidenschaftlichen Einsatzes für die kommunalen Seniorenfreizeiteinrichtungen und ihres Engagements für den Bezirk insgesamt, sondern auch wegen ihrer couragierten Art, Aufgaben zu sehen und anzupacken, beispielgebend und soll daher mit der Bürgermedaille gewürdigt werden.