Es war am 20. November 1896 und damit bereits neun Jahre vor der Einweihungsfeier des Rathauses am 7. Oktober 1905, als der damals achtundfünfzigjährige Bürgermeister Gustav Borgmann den Stadtverordneten sein Programm für das neue Rathaus in Köpenick präsentierte. Für die Ausführung des ohne Grunderwerb, Innenausstattung und Bauleitungskosten auf 375.000 Mark bilanzierten Bauwerks holten sich die Stadtväter am 4. Februar 1901 Regierungsbaumeister Hans Schütte aus Bonn an die Spree, der die Rathausbaukommission am 12. April 1901 mit seinen Entwürfen zu überzeugen vermochte. Nach dessen Ausscheiden beauftragte der Magistrat den Charlottenburger Architekten Hugo Kinzer mit der Weiterführung des Projekts, der sich aber weiterhin in allen wichtigen Fragen von Hans Schütte beraten ließ. Neben Architekt Joseph Schewe und den beiden Bauleitern Paul Herzfeldt und Albert Eveking war es aber vor allem Hugo Kinzer, dessen künstlerisches Feingefühl dem Neubau eine Schönheit
verlieh, die bis heute unbestritten geblieben ist. Die von Hans Schütte und Hugo Kinzer vorgelegten Baupläne sahen die Errichtung eines dreigeschossigen Eckgebäudes mit einem vierundfünfzig Meter hohen Turm als „ragenden Eckstein des neuen Rathausbaus“ vor. Sie hatten sich den Gutachtern vor allem durch die Verwendung von Stilelementen der mittelmärkischen Backsteingotik empfohlen, welche die Stadtväter für „würdig und angemessen“ hielten und die ihrem Anspruch nach einem repräsentativen Stadtmittelpunkt am weitesten entgegenzukommen schienen. Als Bauplatz wurde größtenteils das Gelände gewählt, auf dem das bisherige Rathaus – ein schlichter zweigeschossiger Putzbau mit großem mittleren Dreiecksgiebel aus dem Jahre 1763 – und, neben einigen kleineren Privatbaulichkeiten, das Polizeigebäude standen, die nun alle der Spitzhacke zum Opfer fielen. Der Neubau musste in zwei Abschnitten ausgeführt werden, weil das alte Rathaus und das Polizeigebäude
verständlicherweise während der Bauzeit in Benutzung bleiben sollten. Nach einer Bauzeit von dreizehn Monaten übergab die Baukommission am 15. August 1902 zunächst den ersten Bauteil an der Ecke zwischen der Rosen- und Böttcherstraße der städtischen Verwaltung zur Benutzung, während am 20. Oktober – nach dem Auszug von Bürgermeister Gustav Borgmann – mit dem Abbruch des alten Rathauses und dem Neubau des Hauptteils an der Schloss- Ecke Rosenstraße begonnen werden konnte.