Fenster und Türen sind ein wesentliches Funktions- und Gestaltungselement von Gebäuden und zugleich bedeutende Zeugnisse der jeweiligen Architektursprache. Sie sind auch immer mehr als nur Öffnungen in Gebäuden, da sie entscheidend die Gliederung der Fassade bestimmen. Alte Fenster und Türen zu erhalten, bedeutet Werte zu wahren, wie gute Handwerkskunst, individuelle Gestaltungslösungen, Vielfalt der Stile, mitunter auch künstlerische Besonderheiten und nicht zuletzt die Atmosphäre, die den Charme eines Hauses und einer Wohnung ausmacht.
Historische Fenster wurden aus Holz gefertigt. Die horizontale feststehende Trennung der Flügel wird als Kämpfer bezeichnet, die vertikale Trennung erfolgte als Pfosten bzw. Stulp. Diese waren häufig profiliert ausgebildet. Die Konstruktionen wurden so am Mauerwerk angeschlagen, dass der Blendrahmen nicht bzw. nur wenig sichtbar war. Der Eingangsbereich der Gebäude wurden oftmals sehr aufwändig gestaltet. Im Allgemeinen sind die Türen als Holzrahmentüren mit Ausfachungen ausgeführt. Häufig sind Hofdurchfahrten mit großen schweren Holztoren vorzufinden. Die Farbgebung der Fenster und Türen war auf die Fassadenfarbigkeit abgestimmt. Vor allem im 19. Jh. waren die Fenster und Türen in grauen, braunen und grünen Farbtönen gestrichen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich das weiße Fenster durch.
Probleme
Die Reparatur der alten Fenster ist hin und wieder aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich. Der Austausch muss dann im Gefüge eines intakten historischen Gebäudes mit baualtergerechten Materialien und Konstruktionen erfolgen. Moderne Qualitätsanforderungen können hierbei trotzdem Berücksichtigung finden. Die zahlreichen, zum Teil mehr als einhundert Jahre alten Holzfenster beweisen, dass Holz für qualitätsvolle Fenster hervorragend geeignet und bei fachgerechter Pflege sehr langlebig ist. Es besteht daher kein Grund, auf anorganische Stoffe auszuweichen. Als äußerst problematisch sind darüber hinaus Änderungen der Fensterteilung, der Öffnungsgröße und die Anordnung neuer Öffnungen anzusehen.
Gestaltungsziele
Im Vordergrund muss die Erhaltung der historischen Fenster und Türen stehen. Bei der Instandsetzung und Erneuerung sind folgende Hinweise zu beachten. Es ist ein einheitliches und dem Baualter des Gebäudes entsprechendes Erscheinungsbild einer Fassade umzusetzen in Bezug auf:
- Material: vorzugsweise Holz; Fensterformate: stehende Formate;
- Teilung: vier Flügel; Gliederung: Verhältnis Oberlicht zu unteren Flügeln ca. 1/3 zu 2/3;
- Maßstäblichkeit des Fensterkreuzes: Verhältnis zwischen Kämpfer und Pfosten bzw. Stulp ca. 1:1;
- Plastizität bzw. profilierte Ausbildung vom Kämpfer und Pfosten bzw. Stulp;
- Schaufensterformate sind mit Bezug auf die Gestaltung der Obergeschosse und auf die Achsengliederung zu gestalten;
- Markisen sind als bewegliche Pultdachmarkisen über Schaufenstern und Eingängen von Ladengeschäften zulässig; sie dürfen gestaltprägende Architekturteile nicht überschneiden;
- auf die Fassade aufgesetzte Rolladenkästen sind nicht zulässig;
- die Anordnung von Klingelanlagen, Namens- und Werbeschildern sollen sich der historischen Gestaltung unterordnen;
Bei Neubauten bzw. Ergänzungsbauten sind Anordnung, Formate und Größen der Türen und Fensteröffnungen als ortsbildprägende Merkmale aufzunehmen.