Ein angemessener Grünanteil einer Stadt trägt wesentlich zu deren Attraktivität für Bewohnende und Besuchende bei. Grün in der Stadt bietet Raum für Freizeitaktivitäten. Aufenthalt im Freien, hat positive Auswirkungen auf das Klima und das Stadtbild und bietet Lebensräume für Fauna und Flora, was wiederum zum Erhalt der biologischen Vielfalt beiträgt und dem Wunsch vieler in der Stadt lebenden Menschen nach direktem Kontakt mit der Natur im Wohnumfeld entgegen kommt.
Die Ansprüche an eine Stadt, Bebauung und Begrünung in Einklang zu bringen, ist zum großen Teil Aufgabe der Stadtplanerinnen und Stadteplaner, der Behörden und des Gesetzgebers. Gleichzeitig liegt ein großes Stück Eigenverantwortung bei jeder Bauherrin, jedem Bauherrn, jeder Grundstückseigentümerin und jedem Grundstückseigentümer.
Gemäß § 8 BauO Bln (Bauordnung für Berlin) sind Bauherrinnen und Bauherren verpflichtet, die nicht überbauten Flächen eines Baugrundstücks zu begrünen und zu bepflanzen. Ziel der Vorschrift ist die Vermeidung einer übermäßigen Bodenversiegelung. Von diesem Versiegelungsverbot sind alle Maßnahmen – auch geringfügige – erfasst, die den Boden mit einer festen Schicht überziehen, so dass Teile der Oberfläche undurchlässig werden. Die Vorschrift soll letztlich auch dazu beitragen, die Lebensqualität in der Stadt zu stärken. Es lässt sich jedoch mit planungs- oder bauordnungsrechtlich steuerbaren Maßnahmen nicht alles erreichen, besonders bei Quartieren im Bestand.
Hiermit rufen wir die Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer sowie Bauherrinnen und Bauherren dazu auf, sich aktiv diesen Überlegungen zu stellen und ihren eigenen kleinen Beitrag zu einem gesunden Klima in unserem Umfeld beizutragen. Vorausschauendes und zukunftsorientiertes Bauen in der Stadt heißt, die Anforderungen einer ökologisch orientierten Planung und Bauweise zu beachten und wo immer möglich, umzusetzen.
Die Begrünung wirkt sich positiv auch auf das Wohlbefinden der Anwohnenden und auf das Mikroklima aus. So trägt die Gestaltung der Baugrundstücke und – nicht zu vernachlässigen – auch der Fassaden und Dächer dazu bei, die Lebensbedingungen für die Menschen unter den Auswirkungen des Klimawandels zu verbessern.
Jede Fläche, die zur Verbesserung des Bioklimas entsiegelt und begrünt wird, verringert auch den Oberflächenabfluss bei Niederschlägen und entlastet somit die Kanalisation. Zugleich kommt das versickernde Wasser der Vegetation zugute, verbessert den Bodenwasserhaushalt und stärkt die Neubildung von Grundwasser. Außerdem entstehen neue, spezifische Lebensräume für die urbane Flora und Fauna, die das Wohnumfeld aufwerten. Bäume in den Höfen und entlang der Straße werfen Schatten auf Boden und Fassade und verdunsten Wasser. So kühlen sie auf doppelte Weise Luft und Oberflächen in den Quartieren. Begrünte Hauswände reduzieren die Wärmeeinstrahlung am Tag und schaffen rund um die Uhr Verdunstungskühle. Welche Pflanzen geeignet sind und welche technischen Anforderungen beachtet werden müssen, erläutern die Informationen der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. und die Broschüre »Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung, Gebäudebegrünung, Gebäudekühlung« der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Extensive wie intensive Dachbegrünungen isolieren und verhindern so ein Aufheizen darunter liegender Räume. Sie senken die Wärmespeicherkapazität der Dachfläche und kühlen – besonders bei intensiver Begrünung – durch Verdunstung. Gründächer isolieren auch im Winter und helfen so, den Heizenergiebedarf zu senken. Sie können in gewissem Maße Niederschläge speichern und damit den Abfluss über die Kanalisation reduzieren.