Interessenbekundungsverfahren für den Betrieb und die Nutzung des Kulturzentrums Ratz-Fatz

1. Anlass/Begründung

Der Verein Ratz-Fatz e.V. wurde durch den Beschluss der Mitgliederversammlung vom 28. Februar 2024 aufgelöst. Der Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin, vertreten durch das Amt für Weiterbildung und Kultur, sucht eine engagierte Nachfolgeorganisation, die das Kulturzentrum Schöneweide Ratz-Fatz in der Schnellerstraße 81 in 12439 Berlin-Niederschöneweide ab dem 1. Januar 2025 als Betreiberin führt. Die Auswahl des Betreibers bzw. des Nutzungskonzepts erfolgt im Rahmen eines Interessenbekundungs-verfahrens.

2. Beschreibung der Einrichtung

Das funktional gegliederte Gebäude des Kulturzentrums Ratz-Fatz befindet sich im Zentrum der Bezirksregion Niederschöneweide in der Schnittstelle zwischen angestammten Altbauwohnanlagen, einer Eigenheimsiedlung und einem Neubaugebiet am nahegelegenen Spreeufer. Das Kulturzentrum Ratz-Fatz ist gut mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (Bus und S-Bahn) zu erreichen.

Das Hauptgebäude hat im Erdgeschoß und 1. Obergeschoß eine Nutzfläche von 730 Quadratmetern mit Veranstaltungs- und Büroräumen. In beiden Geschossen befindet sich eine Bühne für Musik- und Theaterveranstaltungen. Zur Anlage gehören weiter ein Gartenhaus mit einem Veranstaltungssaal in der Größe von 70 Quadratmetern mit Sanitäranlagen und eine Freifläche von 1.000 Quadratmetern mit Gartenmobiliar und einer Außenbühne.

3. Aufgabenstellung

Übergreifende Zielsetzung ist der Betrieb einer kulturellen Einrichtung unter Berücksichtigung der Bedarfe des Bezirks Treptow-Köpenick und der vorhandenen Angebotsstruktur in Berlin-Schöneweide. Eckpunkte sind aus bezirklicher Sicht:

Die Betreiberin übernimmt die Planung, Organisation, Durchführung soziokultureller Angebote in der Bezirksregion Niederschöneweide von Treptow-Köpenick und richtet sich mit ihren Angeboten grundsätzlich an alle Bevölkerungsgruppen und fördert deren kulturelle Partizipation.

• Schaffung, Sicherung und Entwicklung eines vielseitigen künstlerischen und kulturellen, Bildungs- und Vermittlungsangebots in Berlin-Schöneweide,
• Förderung von Künstlerinnen und Künstlern,
• Förderung nachhaltiger kontinuierlicher professioneller Kunst- und Kulturprojekte,
• Unterstützung kultureller, auch ehrenamtlicher Arbeit (z. B. Kulturvereine),
• Betrieb einer Kleinkunstbühne für Musik- und Theaterveranstaltungen,
• Kooperationen und Vernetzung mit anderen Kulturträgern im Sozialraum Schöneweide und im Land Berlin.

Wünschenswert ist weiter die Beibehaltung der bisherigen kulturellen Angebotsschwerpunkte im Kulturzentrum Ratz-Fatz, soweit diese in ein zukünftiges Konzept integriert werden können. Dazu zählen die regelmäßigen Kursangebote mit Proben und Aufführungen der Chöre Shanty-Chor Köpenick, Seniorenchor Otto Dunkel und Ensemble Musici Berlin, Klavier- und Gesangsunterricht unter der Leitung von Evgenia Sprotte, Orientalischer Tanz mit Eva Kulla, die Tanzwerkstatt Kindertanz von Carolin Fehr, die Theatergruppe Oberspree, die Gitarrengruppe für Kinder und Jugendliche von Petra Ziegler, die Malkreise für Kinder und Erwachsene von Werner Laube, die Yogakurse von Irmela Kögel und Max Becker, die Wirbelsäulengymnastik von Miryam Ribbe und das Seniorencafé.

Wünschenswert ist zudem eine Angebotsstruktur, die im Sinne der Sozialraumorientierung die aktuelle Bevölkerungsentwicklung und die besonderen Bedarfe der Nachbarschaft berücksichtigt.

Die Bezirksregion Niederschöneweide ist stadträumlich durch die Spree im Norden und die Verkehrsachse B96a im Süden eingefasst. Niederschöneweide setzt sich aus den zwei Planungsräumen Bahnhof Schöneweide und Oberspree zusammen. Im Planungsraums (PLR) Bahnhof Schöneweide dominieren historisch gewachsene Wohn- und Geschäftsstraßen, zudem haben sich Wirtschafts- und Gewerbeunternehmen angesiedelt. Der PLR Oberspree ist von Einfamilienhausbebauung und mehrgeschossigen Wohngebäuden geprägt.

In der Bezirksregion Niederschönweide leben mit 14.574 Menschen rund 5% der Einwohnerinnen und Einwohner des Bezirks Treptow-Köpenick (Stand: 31.12.2023, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg). Die Einwohnerzahl hat sich in der Bezirksregion in den letzten fünf Jahren positiv entwickelt. Aufgrund von Wohnungsneubau ist mit weiterem Zuzug in den kommenden Jahren zu rechnen. Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt unter dem bezirklichen Vergleichswert. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren liegt ebenfalls unter dem bezirklichen Vergleichswert, ist jedoch in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Der Anteil der Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit liegt in Niederschöneweide leicht über dem berlinweiten Durchschnitt und damit deutlich über dem bezirklichen Vergleichswert. Er ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Im aktuellen Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2023 wurden die beiden zu Niederschöneweide gehörenden Planungsräume Bahnhof Schöneweide und Oberspree dem Status-Index: mittel und dem Dynamik-Index: stabil (2+/-) zugeordnet.

4. Grundlagen für die Betreibung

Die Betreiberin des Kulturzentrums Schöneweide Ratz-Fatz erhält vom Bezirk Treptow-Köpenick auf Antrag für jedes Kalenderjahr eine Zuwendung für die zu entrichtenden Miet- und Betriebskosten in der Höhe von derzeit 56.086,20 Euro und auf Antrag für jedes Kalenderjahr eine Zuwendung für das künstlerisch-kulturelle Programm im Kulturzentrum Schöneweide Honorarmittel, Ehrenamts- und Übungsleiter-pauschalen in der Gesamthöhe von derzeit 21.300,00 Euro.

Die Nutzung des vorhandenen Inventars wird im Rahmen des Nutzungsvertrages geregelt. Das
vorhandene Inventar (Tresen, Bestuhlung, Tische, Bühne, Bühnenvorhang und Beleuchtung) wird der Betreiberin miet- und entgeltfrei zur Verfügung gestellt. Die Betreiberin verpflichtet sich, die anfallenden Kosten für die Werterhaltung selbst zu tragen.

5. Bewerbung

An der Interessenbekundung können gemeinnützige Körperschaften öffentlichen Rechts (Vereine, Stiftungen oder GmbH) teilnehmen, die ihren Sitz in Berlin haben. Die Erfahrung in der Betreibung kultureller
beziehungsweise vergleichbarer Einrichtungen wird vorausgesetzt.

Die Bewerbung sollte folgende Unterlagen enthalten:

• a. Selbstdarstellung (maximal 2 Seiten)
• b. Erfahrungen und Referenzen (gegebenenfalls in der Anlage beifügen)
• c. Inhaltliches Konzept (maximal 5 Seiten)

Das einzureichende Konzept muss eine inhaltliche und methodische Darstellung der künftigen Betreibung einer kulturellen Einrichtung in Berlin unter Berücksichtigung vorhandener kultureller Angebote beinhalten.

• a. Dauerhafte beziehungsweise mittelfristige Zielsetzung
• b. Inhaltliche Schwerpunktsetzungen und organisatorische Durchführung
• c. Erläuterung der methodischen Ansätze
• d. Netzwerkarbeit innerhalb der Stadt und der Region
• e. Angestrebte Ergebnisse und Wirkungen

• a. Personalausgaben
• b. Veranstaltungs- und Projektkosten
• c. Verwaltungskosten
• d. Eigenmittel, geplante Einnahmen
• e. angestrebte Förderung durch Dritte
• f. Erwartungen an die Unterstützung durch das Bezirksamt Treptow-Köpenick

• a. Nachweis der Rechtsform (Vereins- bzw. Handelsregisterauszug/Gesellschaftervertrag und Satzung)
• b. Aktuell gültiger Nachweis der Gemeinnützigkeit

Die Teilnehmerunterlagen sind postalisch einzureichen bei:
Bezirk Treptow-Köpenick
Amt für Weiterbildung und Kultur
Postfach 91 02 40
12414 Berlin

Die Bewerbungsfrist beginnt mit der Veröffentlichung im September 2024 und endet am 31. Oktober 2024 (Poststempel).

6. Verfahren

Die Bewertung der fristgemäß eingegangenen Unterlagen und Konzepte erfolgt durch das Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirks Treptow-Köpenick unter Beteiligung der Abteilung Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport, dem Fachbereich Kultur und Museum und dem bezirklichen Ausschuss für Weiterbildung und Kultur.

• die inhaltliche Qualität des Betreiberkonzeptes,
• die Schlüssigkeit der Finanzierung und die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens,
• die Vorerfahrungen des Bewerbers mit freier Trägerschaft.

Unter den Bewerbungen werden geeignete Konzepte ausgewählt und deren Einreicher zu vertiefenden Gesprächen eingeladen.

7. Rückfragen

Ansprechpartner für Informationen und Rückfragen ist Herr Albrecht Pyritz, Fachbereich Kultur und Museum, Telefon: (030) 90297-5721, E-Mail: albrecht.pyritz@ba-tk.berlin.de

8. Hinweise

Es handelt sich nicht um eine öffentliche Ausschreibung nach VOB/VOL. Mit der Beteiligung an diesem Interessenbekundungsverfahren entsteht kein Anspruch auf die Einbeziehung in das weitere Auswahl-verfahren. Die im Rahmen des Verfahrens ausgetauschten beziehungsweise zur Verfügung gestellten Unterlagen sind für beide Seiten vertraulich und unverbindlich. Kosten die der Bewerberin/dem Bewerber durch die Teilnahme entstehen, werden durch das Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin nicht erstattet.