Welche Begegnungen und Erfahrungen hatten Sie mit dem Treptower Park bevor Sie von der Ausschreibung wussten?
Ich habe den wunderschönen Treptower Park schon viele Male besucht und bin dort spazieren gegangen, noch bevor ich nach Berlin gezogen bin. Umso mehr freue ich mich, dass ich mit meinem Kunstwerk zu dieser Schönheit und Harmonie beitragen kann.
Welche Gedanken und Intentionen haben Sie bei der Projektentwicklung geleitet?
Ich wollte, dass das Projekt auf einer gewissen Ebene interaktiv ist, so dass die Parkbesucher auch aktiv an dem Werk teilhaben können. In meinen Arbeiten verwende ich oft digitale Medien, um Interaktivität zu erreichen. Aber in diesem Fall war das aufgrund der Anforderungen des öffentlichen Raums nicht möglich. Also fand ich einen Weg, die Interaktion analog zu gestalten, d. h., dass sowohl Menschen als auch äußere Umstände die Arbeit beeinflussen können.
Welche Eindrücke vom Rosengarten im Treptower Park waren für die Projektentwicklung wichtig?
Mir gefiel die romantische Seite des Rosengartens, die Rose, der Springbrunnen, der Wald, der Fluss in der Nähe … Auch als Kind verbrachte ich oft Zeit mit meiner Großmutter, die einen Rosengarten hatte. Inspiriert hat mich auch der Weg, der zur Wiese führt, zum Wald, der aber tatsächlich auf halber Strecke auf der Wiese aufhört und ins Nichts zu führen scheint.
Wie würden Sie das Thema der Installation beschreiben?
Das Thema der Installation ist die Vergänglichkeit. Deshalb ist die Oberfläche der Installation sowohl reflektierend als auch durchlässig, so dass sie den umgebenden Raum reflektiert und überträgt. Auf diese Weise wollte ich zeigen, wie die Zeit die Spuren der Existenz auslöscht; jetzt existieren wir, und dann existieren wir nicht mehr…. Das eigentliche Thema des Wettbewerbs waren leere Sockel, denn auf diesen Sockeln standen einst einige Skulpturen, die verschwunden sind, und nun sind sie vielleicht in andere Objekte verwandelt worden. So zerstört und verwandelt die Kraft der Vergänglichkeit die Welt um uns herum und in uns, schafft aber auch ständig neue Formen und neue Möglichkeiten.
Welche Gefühle und Gedanken sollen von der Installation im Rosengarten ausgelöst werden und ausgehen?
Ich wollte, dass das Kunstwerk bei den Betrachtern Erstaunen hervorruft. Dass die Besucher die Installation kaum bemerken, aber wenn sie sie bemerken, zieht sie sie an und zieht sie in ein neues Spiel, eine neue Erfahrung. Ich habe die Installation „Vom Winde verweht“ genannt, als Anspielung auf einen Kultfilm, dessen Themen auch von Vergänglichkeit, Niederlagen und Siegen, Verwandlungen handeln. Es passt auch, dass die Installation auf dem uralten System des Windspiels beruht, bei dem der Wind die beweglichen Teile der Installation bewegt und so Klänge erzeugt.
Welche Wünsche haben Sie für die Begegnung der Öffentlichkeit mit Ihrer Klanginstallation?
Ich möchte, dass die Menschen es genießen, mit der Installation zu interagieren; im Klang, im Spiel, in der Spiegelung des Waldes, des Brunnens, des Himmels, in der Spiegelung ihrer selbst …
Was hat Sie zum Einsatz von Klang als künstlerischer Ausdrucksform für Ihr Projekt im Außenraum motiviert?
Ich hatte das Gefühl, dass ich neben dem Visuellen noch ein anderes Element einführen musste, und der Klang schien mir angesichts des großen offenen Raums, der die Installation umgibt, angemessen, so dass der Klang die Anwohner nicht stören kann, nicht einmal die Tiere. Ich denke auch, dass so ein Sound, wenn der Wind weht und auf der Installation spielt, irgendwie melancholisch, romantisch ist, was gut in die Umgebung passt.
Welches Interesse haben Sie als Medienkünstlerin für den öffentlichen Raum?
Für mich als vorrangige Medienkünstlerin war es etwas komplizierter, ein Kunstwerk für den öffentlichen Raum zu entwerfen, das nur analoge Medien verwendet und trotzdem interaktiv ist. Es ist oft so, dass Kunst im öffentlichen Raum ein gewisses Maß an Eigenständigkeit erfordert, während Medienkunstwerke in der Regel eine gewisse Wartung und zusätzliche Energiequellen (Elektrizität) benötigen. So hatte ich das Glück, dass der Ort für dieses Kunstwerk in einem offenen und windigen Teil des Parks liegt, so dass ich die natürliche Windkraft für die Bewegung der Klangelemente nutzen konnte.
Welchen Stellenwert nimmt die Klanginstallation für den Treptower Park in Ihrem künstlerischen Oeuvre ein?
Ich denke, es ist sehr wichtig, und ich bin sehr glücklich, da es mein erstes Projekt in Berlin im öffentlichen Raum ist, mit dem ich meine Arbeit dem Berliner Publikum präsentiere, während der Treptower Park selbst einer der schönsten Orte in Berlin ist. Ich bin vor kurzem dauerhaft nach Berlin gezogen, daher stellt diese Arbeit so etwas wie einen Neuanfang oder einen Wendepunkt für mich dar.
Welche Bedeutung hat der öffentliche Raum für die Kunst?
Ich denke, dass Kunst im öffentlichen Raum sehr wichtig ist, weil sie den öffentlichen Raum bereichert und auszeichnet. Aber sie ist besonders wichtig, weil sie für Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zugänglich ist, für jeden, besonders für diejenigen, die Kunst nicht in ihren Standardräumen – Galerien und Museen – “konsumieren”.
Fragen: Martin Schönfeld