Als stark frequentierte Kultur- und Bildungseinrichtungen besitzen Bibliotheken eine enorme Reichweite. Sie erreichen Bevölkerungsgruppen unabhängig von Alter, Geschlecht, Milieu oder sozialer Situation. So tragen in hohem Maße zu sozialer, kultureller und digitaler Teilhabe bei. Auf europäischer wie auf nationaler Ebene bleiben sie in strategischen Stadtentwicklungskonzepten dennoch zumeist unberücksichtigt, ihre Beiträge zu vielen Themen (z.B. Lebenslanges Lernen, digitales Empowerment und digitale Teilhabe, Integration, sozialer Zusammenhalt u.a.m.) häufig ungesehen.
Im Rahmen der Partnerschaft “Kultur und kulturelles Erbe” soll eine politische Bewusstseinsbildung auf nationaler und europäischer Ebene für das Potenzial öffentlicher Bibliotheken im Kontext urbaner Entwicklung erreicht werden. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa hat daher eine Aktion mit dem Titel „Raise awareness for public libraries and their new tasks on a European and National Level“ eingebracht. In einer öffentlichen Konsultation wurde diese Aktion positiv bewertet und in den finalen Aktionsplan zur Partnerschaft „Kultur und kulturelles Erbe“ aufgenommen.
Für das Land Berlin ist die Arbeit in der Partnerschaft eine Gelegenheit, um die Bedeutung von Öffentlichen Bibliotheken und den weiteren Einrichtungen der dezentralen Kulturinfrastruktur (wie Musikschulen, Jugendkunstschulen, kommunale Museen/Galerien) für die städtische Entwicklung auf nationaler und europäischer Ebene stärker in den Blick zu rücken.
Während des gesamten Jahres 2021 wurden im Rahmen der Berliner Aktion verschiedene Aktivitäten zur Beförderung des Informations- und Erfahrungsaustausches mit nationalen und europäischen Akteuren durchgeführt. Sie sollen auch über die Aktion hinaus fortgeführt werden. Zudem wurde evaluiert, bei welchen Themen und Herausforderungen öffentliche Bibliotheken mehr Unterstützung von der europäischen Ebene erwarten.
Im Rahmen von Abschlussarbeiten haben Studierende des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin aufgezeigt, wo bisher in Politik und Verwaltung Chancen verpasst wurden, die Potenziale öffentlicher Bibliotheken zu nutzen. Sie haben außerdem analysiert, zu welchen gesellschaftlichen Herausforderungen öffentliche Bibliotheken wichtige Beiträge in der europäischen und nationalen Politik leisten.
In zwei Webinaren mit Teilnehmenden aus den europäischen Partnerstaaten wurde überdies die Bedeutung der Bibliotheken als Anker städtischer Entwicklung, die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für und in öffentlichen Bibliotheken und die Frage nachhaltiger Finanzierungsstrukturen für die Bibliotheken diskutiert.
Die Ergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse werden aktuell zusammengeführt. Sie sollen voraussichtlich im zweiten Quartal 2022 gemeinsam mit den Ergebnissen aus den weiteren Aktionen der Partnerschaft „Kultur und kulturelles Erbe“ als Empfehlungen an die Europäische Kommission übergeben werden.